Studie der "Barna Group"

USA: Nur noch halb so viele praktizierende Christen wie vor 20 Jahren

Veröffentlicht am 11.03.2020 um 13:53 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Laut einer Studie ist der Anteil der praktizierenden Christen in der US-Bevölkerung binnen kurzer Zeit dramatisch gesunken. Einige Merkmale christlicher Glaubenspraxis blieben dagegen überraschend stabil.

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Die Zahl der praktizierenden Christen in den USA hat sich laut einer Studie seit dem Jahr 2.000 nahezu halbiert. Während sich damals noch 45 Prozent der Befragten als praktizierende Christen bezeichneten, waren es 2020 nur noch 25 Prozent, heißt es in der Langzeit-Untersuchung der "Barna Group", einem Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Ventura im US-Bundesstaat Kalifornien.

Weniger Gottesdienstbesuche

Als praktizierende Christen bezeichnet das Institut Menschen, die sich selbst als Christen sehen, für die der Glaube in ihrem Leben als wichtige Größe ist und die im Verlauf des Monats vor der Befragung in die Kirche gegangen sind.

Die Kirchen-Verantwortlichen müssten sich jetzt stärker um die Aufmerksamkeit des verbleibenden aktiven Teils der Christen bemühen, so zitiert ein Artikel auf der Website der "Barna Group" deren Präsidenten David Kinnaman. Gleichwohl seien in absoluten Zahlen immernoch ein Viertel oder über 80 Millionen US-Amerikaner praktizierende Christen. Das sei im Vergleich zu anderen wohlhabenden und hochgebildeten Gesellschaften ein Sonderfall.  

Eine zurückgehende Kirchenbindung spiegelt sich auch im Gottesdienstbesuch. Laut "Barna" erreichte der Anteil der Amerikaner, die jede Woche einen Gottesdienst besuchen, zwar noch im Jahr 2009 mit 48 Prozent einen Höhepunkt. Seitdem geht die Prozentzahl aber kontinuierlich zurück. Im Jahr 2020 gehen nur noch 29 Prozent der Amerikaner regelmäßig in die Kirche. In den 1990er Jahren, als die Befragungen begannen, waren es noch fast durchgehend über 40 Prozent.  

Bild: ©Fotolia.com/B-C-designs

Gut ein Drittel der Amerikaner liest laut einer Studie regelmäßig in der Bibel.

Die Studie zeigt aber auch, dass einige Parameter der Glaubenspraxis über die Zeit stabil geblieben sind. Dazu gehört die Bibellektüre: 1993 gaben 34 Prozent der Befragten an, wöchentlich die Heilige Schrift zu lesen, 2020 waren es 35 Prozent.

Fast 70 Prozent beten jede Woche

Ähnlich ist es mit dem Gebet, das ein Großteil der Amerikaner weiterhin wöchentlich praktiziert. Während 1996 83 Prozent der Befragten angaben, in den letzten sieben Tagen zu Gott gebetet zu haben, sind es 2020 immerhin noch 69 Prozent.

Die Anfang März veröffentlichten Ergebnisse sind Teil einer Langzeitstudie über das Christentum in den USA. Dafür wurden seit 1996 über 100.000 zufällig ausgewählte Amerikaner befragt. Die "Barna Group" ist nach eigenen Angaben unabhängiges, aber gewinnorientiertes Meinungsforschungsinstitut. Sie wird dem evangelikalen Spektrum zugeordnet. (gho)

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