Corona-Krise hat weltweit Auswirkungen auf die Feierlichkeiten

Kirchenrechtler: Verschiebung von Ostern würde Probleme vergrößern

Veröffentlicht am 17.03.2020 um 13:26 Uhr – Lesedauer: 

Rom/Vatikanstadt ‐ Kann der diesjährige Ostertermin wegen der Corona-Krise noch verschoben werden? Das sei zwar möglich – doch dieser Schritt würde mehr Probleme mit sich bringen, als er löst, betont der Kirchenrechtler Ulrich Rhode.

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Laut dem Kirchenrechtler Ulrich Rhode ist eine kurzfristige Verschiebung des Ostertermins wegen der Corona-Krise weder realistisch noch sinnvoll. "Das würde das grundsätzliche Problem mit dem Ostertermin noch weiter vergrößern", sagte Rhode, der an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom lehrt, auf Anfrage von katholisch.de. Es sei bedauerlich, dass die Christenheit im Westen und Osten das Fest der Auferstehung Christi ohnehin zu unterschiedlichen Terminen feiere. "Würde man das jetzt noch weiter aufteilen, wäre das für die Einheit der Kirche kein gutes Signal", so Rhode. Ostern gleichzeitig auf der ganzen Welt zu feiern, bringe die Verbundenheit der Christen untereinander zum Ausdruck, besonders mit denen, die in diesem Jahr unter der Pandemie litten. Zudem sei der Fortgang der Lage zu unvorhersehbar, um einen Alternativtermin bestimmen zu können.

Die katholische Kirche begeht den Ostersonntag dieses Jahr am 12. April. Als Ostertermin wurde beim Konzil von Nizäa 325 der erste Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Seit der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 benutzen die westlichen Kirchen, darunter auch die römisch-katholische, zur Ermittlung dieses Datums jedoch den gregorianischen Kalender, während sich die orthodoxen und orientalischen Kirchen nach dem älteren julianischen Kalender richten. Dadurch liegt das Osterdatum in manchen Jahren um bis zu 13 Tage auseinander.

Bild: ©Privat/katholisch.de

Ulrich Rhode ist Jesuit und unterrichtet Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.

Zuvor hatte es aus Afrika die ersten Stimmen gegeben, die angesichts der Corona-Krise eine Verschiebung des Ostertermins ins Spiel brachten. Kwabena Opuni Frimpong, Pfarrer der Presbyterianischen Kirche in Ghana und Geschäftsführer der "Alliance for Christian Advocacy for Africa", schlug diesen Schritt zumindest für sein Heimatland vor. Dort sind seit dem vergangenen Wochenende sämtliche öffentliche Versammlungen vier Wochen lang verboten, was auch Auswirkungen auf die Osterfeierlichkeiten hat. "Ich rufe die Vertreter aller Kirchen auf, sich zu treffen und das Datum für die Osterfeier in Ghana festzulegen", sagte Opuni Frimpong dem Nachrichtenportal "GhanaWeb". Der neue Termin könne im Mai oder Juni liegen und müsse "nicht unbedingt mit dem Datum von Rom" übereinstimmen.

Zu einer Verschiebung des Osterfests für die katholische Kirche hätten allerdings weder ein einzelner Bischof noch die nationalen Bischofskonferenzen die nötige Vollmacht, erklärt Ulrich Rhode. Diese habe nur der Papst, sowohl für die gesamte katholische Kirche als auch für einzelne Gebiete. Doch da der Vatikan bereits Maßnahmen ergriffen habe, um die Osterfeierlichkeiten in Rom trotz der Pandemie durchführen zu können, hält der Kirchenrechtler eine Verschiebung für unrealistisch. Am Wochenende hatte die Präfektur des Päpstlichen Hauses bekannt gegeben, dass die Osterriten im Vatikan in diesem Jahr wegen des Coronavirus ohne Gläubige stattfinden werden. Auch in Deutschland denken die Bistümer über solche Maßnahmen nach. Erste Bistümer haben die Osterfeiern bereits abgesagt. (mal)