Standpunkt

Kirchenkritik in der Corona-Krise ist oft nur faktenfreie Polemik

Veröffentlicht am 03.04.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Auch in Corona-Zeiten wagen sich manche Kirchenkritiker aus der Deckung – mit polemischem Gefasel gegen das kirchliche Engagement in der Virus-Krise. Steffen Zimmermann will das nicht unwidersprochen lassen.

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Es gibt in der Corona-Krise viele Menschen, die mit guten Ideen anpacken, mithelfen und sich auf bewundernswerte Weise für ihre Mitmenschen einsetzen. Und es gibt Menschen, die mit billiger Polemik und frei von Fakten genau dieses Engagement kritisieren oder gar gänzlich in Frage stellen. Leider muss man solche verbalen Tiefschläge auch mit Blick auf das vielfältige kirchliche Engagement im Kampf gegen Corona erleben.

Etwa auf Twitter. Dort schrieb der PR-Manager Michael Inacker vor wenigen Tagen: "Wo sind eigentlich die beiden großen #Kirchen in der #Coronakrise? Ansonsten kraftvolle Worte zu Tempolimits und Klimakrise - und jetzt Schweigen und seelsorgerliche Hilflosigkeit. Die Kirchenführer sind weit von #Jesus und seiner Hilfsbereitschaft für Schwerkranke entfernt." Ähnlich markig äußerte sich wenige Tage später Norbert Bolz. "Das dröhnende Schweigen der christlichen Kirchen steigt zum Himmel", twitterte der umstrittene Medienwissenschaftler an seine mehr als 22.000 Follower. Inacker und Bolz bekamen für ihre Tweets viel Zuspruch – was nicht verwundert, da pauschales Kirchen-Bashing in den zunehmend unsozialen Netzwerken traditionell auf fruchtbaren Boden fällt.

Eigentlich sollte man solch faktenfreies Gefasel wohl am besten komplett ignorieren, um den Absendern nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Leute wie Inacker und Bolz erreichen mit ihren Tweets allerdings ein so großes Publikum, dass es notwendig ist, die Stimme gegen solche Statements zu erheben (was bei Twitter immerhin auch ein paar User taten). Wer ernsthaft das kirchliche Engagement in der Corona-Krise in Frage stellt, läuft entweder komplett ignorant durchs Leben oder er lügt bewusst. Denn niemandem, der sich tatsächlich damit beschäftigt, kann in diesen Tagen entgehen, wie stark sich einzelne Gläubige, Pfarrgemeinden, Bistümer, kirchliche Hilfswerke und Verbände engagieren, um Nächstenliebe in Zeiten der Corona konkret erlebbar zu machen.

Ob Einkaufshilfen, Gebetsinitiativen oder seelsorgliche Gespräche am Telefon: Ich jedenfalls bin beeindruckt von dem großen Engagement, das so viele Christen für ihre Mitmenschen in so kurzer Zeit und unter oftmals schwierigen Bedingungen auf die Beine gestellt haben. Sie alle zeigen, wie lebendig das Christentum allen Unkenrufen zum Trotz hierzulande immer noch ist. Statt dies faktenfrei und böswillig zu kritisieren, sollten wir alle – auch die Inackers und Bolzens in den sozialen Nutzwerken – einfach mal dankbar sein und uns an so viel Mitmenschlichkeit erfreuen.

Von Steffen Zimmermann

Der Autor

Steffen Zimmermann ist Redakteur im Korrespondentenbüro von katholisch.de in Berlin.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.