Standpunkt

Corona-Ostern als Zeit für einen Waffenstillstand – auch in der Kirche

Veröffentlicht am 06.04.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ein verstorbener Mitbruder von Abtpräses Jeremias Schröder meinte, dass eine Pandemie etwas Verbindendes habe, weil sie jeden treffen könne. Auch deshalb wäre Ostern ein guter Moment für manche Gläubige, auf Querschläge zu verzichten, kommentiert er.

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Der am 20. März verstorbene Willigis Jäger war ein Paradiesvogel unter den deutschen Benediktinern. Zen-Meister, Meditationslehrer, "umstritten", wie es in einschlägigen Kommentaren wohl geheißen hat, aber bis zuletzt Mitglied seiner Klostergemeinschaft Münsterschwarzach und von den dortigen Mitbrüdern getragen. Zur Pandemie fiel ihm ein, dass sie Ausdruck unserer Verbundenheit ist: "Alles eint uns, nichts trennt... aber wir sind verwundbar, vergänglich."

Trennendes gibt es freilich schon: hochgefahrene Grenzen und Zäune, der schäbige Wettlauf um Masken und Ventilatoren. Aber es gibt auch Vieles, das eint: der Schauder über die Bilder von Bergamo, das Mitgefühl für Kranke und Isolierte, die Dankbarkeit für Überarbeitete und auch für die, die sich einfach nur an die Regeln halten.

Unser deutsches System scheint mit der Herausforderung vergleichsweise gut zurechtzukommen. Dabei hilft die die Vielgliedrigkeit unseres Landes; wir schauen nicht nur auf Berlin – regional wird gedacht, geforscht, experimentiert, produziert. Dezentrale Tüftelei statt zentraler Lenkung. Es hilft auch, dass es immer noch ein Grundvertrauen in die Institutionen des Landes und die Strukturen der Gesellschaft gibt.

An diesem Grundvertrauen sägen allerdings Verschwörungstheoretiker und die, die in den Turbulenzen der Zeit ihre eigenen gesellschaftsverändernden Süppchen kochen wollen. Die gibt es auch kirchenseitig: Männer (mir sind bislang nur die untergekommen), die es nicht ertragen können, dass die große Mehrheit sich recht willig ins Unvermeidliche schickt und hinnimmt, dass etwa Gottesdienste zur Zeit nur digital zugänglich sind. Das Corona-Ostern 2020 wäre eine gute Zeit für einen Waffenstillstand.

Von Jeremias Schröder OSB

Der Autor

Jeremias Schröder OSB ist Abtpräses der Benediktinerkongregation von St. Ottilien.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.