Standpunkt

Für das Überleben der Kirche nach Corona braucht es die Frauenweihe

Veröffentlicht am 16.04.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ In seiner Predigt am Ostermontag hob Papst Franziskus die Bedeutung der Frauen in der Osterverkündigung hervor. Wenn Frauen wirklich vorangingen, müsse sich das aber auch in den Strukturen der Kirche zeigen, fordert Birgit Aschmann.

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Was kommt nach Corona? Die einen hoffen auf Rückkehr zur Normalität, die anderen sind sich sicher, dass fortan sowieso alles anders sein wird. Dabei heißt Rückkehr zur "Normalität" für die katholische Kirche in Deutschland ohnehin, dass man sich wieder mit der Frage auseinandersetzt, was sich grundlegend ändern muss. Wie dringlich Veränderungen sind, zeigte sich am Ostersonntag bei der Auferstehungsfeier im Vatikan. Wenn nur wenige Personen im Petersdom anwesend sein dürfen, kommt deren Auswahl eine besondere Symbolkraft zu. Inklusive der Schola umgaben – von zwei Ordensfrauen abgesehen – rund dreißig Männer den Papst. Die Lektorin, immerhin eine dritte Frau, war nach der Lesung nicht wieder zu sehen.

Dass Gottesdienste auch ganz anders gehen, hatte man am deutschen Fernsehbildschirm kurz zuvor sehen können. Im evangelischen ZDF-Ostergottesdienst predigte Annette Kurschus, Präses der westfälischen Kirche. Ihre Worte erreichten Kopf und Herz, und sicher war ich nicht die Einzige, der es so ging. Unter anderem, indem sie das verstörende "Noli me tangere" Jesu in dem neuen Corona-Kontext interpretierte. Wie wichtig sind doch kluge Frauen mit Charisma! Heute wie damals. Die erste Ostererfahrung war – so machte Kurschus erneut deutlich – ein Moment der Frauen.

In seiner Predigt am Ostermontag kam auch Papst Franziskus auf die Bedeutung von Frauen zu sprechen: Gott beginne immer mit den Frauen und öffne durch sie neue Wege. Wenn es aber wirklich die Frauen sind, die "vorangingen", muss es damit ein Ende haben, dass sie in der katholischen Kirche immer noch hinterherlaufen oder gänzlich unsichtbar sind. Die am Ostermontag formulierte Überzeugung des Papstes muss sich in den Strukturen dieser Kirche niederschlagen. Konform mit dem Evangelium, das den Frauen in der Osterverkündigung eine besondere Rolle zuweist. Und niemand sage, das sei nicht möglich. Das Corona-Virus verändert das Verhalten von Kirche und Gesellschaft plötzlich radikal, weil das Überleben der Menschen in Gefahr ist. Für das Überleben der Institution: die Frauenweihe ist fällig!

Von Birgit Aschmann

Die Autorin

Birgit Aschmann ist Professorin für Europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.