Sternberg: Öffentliche Gottesdienste schrittweise wieder erlauben
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat sich dafür ausgesprochen, gemeinschaftliche Gottesdienste schrittweise wieder zu erlauben. "Wir erwarten, dass unter Berücksichtigung aller Schutzmaßnahmen, den Religionsgemeinschaften wieder Möglichkeiten eröffnet werden, unter Berücksichtigung strenger Regeln in eingeschränktem Maß wieder zu Gottesdiensten zusammenzukommen", sagte Sternberg am Donnerstag laut einer Pressemitteilung des ZdK. Das Grundrecht auf Religionsausübung sei vor wenigen Tagen vom Bundesverfassungsgericht als hohes Gut bestätigt worden. "Wir hoffen, dass in den angekündigten Gesprächen das Thema des religiösen Lebens nicht nebenrangig behandelt wird."
Gläubige als "wichtige Ratgeber" in der Krise
Grundsätzlich hält Sternberg die Einigung zwischen Bund und Ländern, die aktuellen Maßnahmen zur Eingrenzung der Corona-Pandemie bis zum 4. Mai fortzusetzen, für nachvollziehbar. "Der Schutz der Gesundheit der Menschen, insbesondere der besonders gefährdeten, muss auch weiterhin höchste Priorität haben", betonte er. Das fortdauernde pauschale Verbot von Gottesdiensten bereite den Gläubigen allerdings Sorgen. Besonders die Bestattungen, die seelsorgerische Begleitung in Heimen und Krankenhäusern, aber auch der Verlust des gemeinschaftlichen Glaubenslebens würde als großes Problem empfunden. Doch gerade die Gläubigen bewähren sich laut dem ZdK-Präsidenten in der Corona-Krise besonders. Sie zeichneten sich durch ihre solidarische Hilfe aus und seien "wichtige Ratgeber in den Ängsten und Sorgen, die jetzt aufbrechen". Dadurch werde deutlich, dass die Religionsgemeinschaften "systemrelevant" seien.
Am Mittwoch hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer Videokonferenz zwischen Bundesregierung und Ministerpräsidenten der Länder erklärt, dass es angesichts der Corona-Pandemie weiterhin keine öffentlichen Gottesdienste und religiöse Veranstaltungen in Deutschland geben soll. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, reagierte enttäuscht auf diese Entscheidung. "Angesichts von ersten Lockerungsmaßnahmen in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens kann ich das nicht nachvollziehen, erst recht nicht nach der sehr deutlichen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in der vergangenen Woche zu den schwerwiegenden Eingriffen in die Religionsfreiheit", so der Limburger Bischof in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme.
Am Freitag treffen sich Vertreter des Bundesinnenministerium mit Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche, des Zentralrats der Juden, der orthodoxen Kirche sowie des Koordinierungsrats der Muslime zum Austausch über die aktuelle Lage in der Corona-Krise. Thema sollen die Erfahrungen mit den Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie sein. Laut Bundeskanzlerin Merkel soll dabei auch ein "möglichst einvernehmlicher Weg" vorbesprochen werden. (mal)