Trotz Verbots für Polizei, eine Kirche mit Waffen zu betreten

Bewaffnete Polizisten stürmen Messe – Priester verweigert Abbruch

Veröffentlicht am 23.04.2020 um 14:12 Uhr – Lesedauer: 

Paris ‐ Noch ein Priester, den die Staatsgewalt unbeeindruckt ließ: Er feierte mit Anwesenden die Messe, als die Polizei hereinstürmte und den Gottesdienst beenden wollte. Der Geistliche weigerte sich – und sein Erzbischof kritisiert nun die Polizisten.

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Die Polizei hat einen Gottesdienst in Paris gestürmt. "Wir waren zu siebt: ich, ein Messdiener, ein Sänger, ein Organist und drei Gemeindemitglieder, die die Fürbitten und die Lesungen vorlasen", zitiert die Zeitung "Le Figaro" den Priester. Die Messe in der Kirche Saint-Andre-de-l'Europe im achten Arrondissement wurde am Sonntag für die Gemeinde über die Sozialen Medien übertragen.

"Mitten in der Messe drangen drei bewaffnete Polizisten in die Kirche ein", so der Geistliche. Er erinnerte an die Gesetzeslage, nach der außer der Feuerwehr Amtspersonen erst nach Aufforderung durch den Pfarrer eintreten dürften. Die Polizisten forderten den Priester demnach auf, die Messe zu beenden; seine Weigerung nahmen sie zu Protokoll und verhängten eine Strafe. Die Beamten verlangten zudem, dass drei Gemeindemitglieder die Kirche verlassen.

Erzbischof kritisiert Polizei

Der Vorfall beschäftigt auch den Pariser Erzbischof Michel Aupetit. Er erinnerte am Mittwoch im Sender "Radio Notre-Dame" an das "formelle Verbot für die Polizei, eine Kirche mit Waffen zu betreten". Es gelte, auch während der Corona-Krise einen "kühlen Kopf" zu bewahren und die Trennung von Kirche und Staat zu respektieren. "Sonst werden wir laut, (...) sehr laut", so Aupetit.

Auf Anfrage der Zeitung "Le Figaro" stellte die Erzdiözese klar, dass private Gottesdienste erlaubt seien. Sie müssten nicht öffentlich hinter verschlossenen Türen gefeiert werden. Die Anwesenheit einiger Helfer für die Übertragung in Sozialen Medien sei nicht mit einer Versammlung oder einem Treffen gleichzusetzen.

Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, hatte Mitte März angeordnet, dass während der Corona-Krise keine Messen mit "großen Gemeinden" gefeiert werden dürfen. Die Regeln zur Ausgangssperre in Frankreich erlauben Gläubigen, sich allein für das Gebet in eine Kirche zu begeben. Auch Beisetzungen mit bis zu 20 Personen sind gestattet.

Bei einem ähnlichen Vorfall in Italien hatte ein Priester mit einem öffentlichen Gottesdienst unterschiedliche Reaktionen der Kirchenleitung ausgelöst. Das Bistum Cremona distanzierte sich von dem 80 Jahre alten Pfarrer, der am Sonntag eine Eucharistiefeier mit 13 Gläubigen gehalten hatte, und sprach von "mangelndem Respekt" vor den staatlichen Präventionsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Hingegen stärkte Kurienkardinal Angelo Becciu laut italienischen Medien vom Mittwoch dem Geistlichen den Rücken dafür, dass er sich einem Abbruch der Messe durch die Polizei widersetzt habe. (tmg/KNA)