Bischof Jung: Darum verzichten wir vorläufig auf Messfeiern
Der Würzburger Bischof Franz Jung hat seine Entscheidung erläutert, in seinem Bistum vorerst keine Messfeiern zu erlauben. Er nehme damit eine staatliche Empfehlung aus dem bayerischen Gesundheitsministerium ernst, sagte Jung am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Würzburg. Als Bischof sei er auch für die Gesundheit der Gläubigen verantwortlich. Der Beschluss werde in seinem Bistum "sehr kontrovers, emotional und auch polemisch" diskutiert, räumte Jung ein. Das sei aber angesichts der Bedeutung der Eucharistie für das kirchliche Leben nicht verwunderlich. Jedoch hätten ihm viele Pfarrer in Gesprächen auch Erleichterung signalisiert, dass sie nun Dinge nicht umsetzen müssten, die sie nicht mittragen könnten. Der Bischof fügte hinzu, auch die jüngsten Äußerungen des Berliner Virologen Christian Drosten, wonach die Rückkehr zur Normalität viel zu schnell erfolge, hätten ihn nachdenklich gemacht.
"Ich will nicht, dass es aufgrund des Vorpreschens der Kirchen zu einer zweiten Ansteckungswelle kommt", sagte der Bischof. Deshalb habe er sich bei der beschränkten Wiederaufnahme öffentlicher Gottesdienste für eine "gestufte Rückkehr" entschieden. Im Bistum Würzburg wird es ab 4. Mai vorerst nur Wortgottesdienste ohne Kommunionspendung geben. Jung sagte, die Auflagen dafür seien "enorm", von der Zwei-Meter-Abstandsregel über die Ordnungsdienste bis zur Kirchenreinigung. Es sei zu fragen, ob diese Bedingungen in den Gemeinden überhaupt umgesetzt werden könnten. Zudem gehe es ihm um "die Integrität der liturgischen Feier", die durch die Auflagen Schaden nehmen könne, von der Verwendung von Einweghandschuhen bis zum Unterbleiben des Friedensgrußes.
Die Corona-Krise habe bisher ein hohes Maß an Kreativität in den Gemeinden zum Vorschein gebracht, resümierte der Bischof. Dies gelte auch für Gottesdienstformen, mit denen zum Teil ganz andere und viel mehr Menschen als bisher erreicht worden seien. Dieser Ertrag sollte nun erst gesichert werden, anstatt einfach in die Normalität zurückzukehren. Nachdrücklich warnte Jung davor, die innerkirchliche Diskussion auf die Liturgie zu verengen. Christus sei auch durch den Dienst am Nächsten gegenwärtig. In dieser Hinsicht hätten sich Pfarrgemeinden und die Caritas ebenfalls vieles einfallen lassen, von Einkaufshilfen bis zu Telefondiensten. "Weltuntergangsstimmung" sei nicht angebracht, wenn nun noch etwas länger auf Messfeiern verzichtet werden müsse. Dies sei auch "ein Stück kirchlicher Solidarität" mit anderen, "die genau die gleichen Einschränkungen" in der Pandemie erlebten. Über Streamingangebote kann die Messe auch im Bistum Würzburg weiter mitgefeiert werden.
Weiteres Bistum empfiehlt Verzicht auf Kommunionausteilung
Am Mittwoch hatte das Bistum Würzburg sein Schutzkonzept zur Wiedereinführung von öffentlichen Gottesdiensten veröffentlicht, das derzeit keine Messfeiern vorsieht. "Zunächst sind nur nichteucharistische Gottesdienstformen erlaubt", heißt es in den diözesanen Rahmenbedingungen für öffentliche Gottesdienste. Im Bistum Würzburg werde es eine gestufte Wiederzulassung von öffentlich zugänglichen Liturgien geben. Denn es stelle sich die Frage, ob "die Feiergestalt der gottesdienstlichen Vollzüge in ihrem Sinn erhalten bleibt oder geradezu konterkariert wird" angesichts der Auflagen. "Dies betrifft vor allem die Feier der Eucharistie." Die Rahmenbedingungen treten laut dem auf Dienstag datierten Dekret am 4. Mai in Kraft. Das Bundesland Bayern hatte Gottesdienste ab diesem Tag unter strengen Auflagen wieder erlaubt.
Die Augsburger Bistumsleitung empfiehlt ihren Pfarrern ebenfalls, in Eucharistiefeiern auf die Austeilung der Kommunion zu verzichten, zunächst bis 21. Mai, dem Fest Christi Himmelfahrt. Den evangelischen Kirchengemeinden in Bayern rät das Landeskirchenamt entsprechend zur Zurückhaltung bei der Feier des Abendmahls, "weil hier die Gefahr der Infektion besonders groß ist". (tmg/KNA)