Standpunkt

Was die Kirche durch Corona für ihr Handeln lernen kann

Veröffentlicht am 15.05.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Gerade in der Corona-Krise zeige sich, was die Menschen von der Kirche bräuchten, findet Regina Laudage-Kleeberg. Deshalb wünscht sie sich viele Initiativen, die sich kreative Angebote überlegen – und empfiehlt einen Dreischritt bei der Umsetzung.

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Das Reagieren auf Komplexität wird unter anderem mit dem Dreiklang "Ausprobieren, Reflektieren, Weitermachen" umschrieben. Es wird auf der Basis von Erfahrung, Wissen, Beobachtung und Hypothesen ein Weg eingeschlagen, der dann immer wieder angepasst oder korrigiert werden muss. Aber weiter geht es auf diesem Weg immer.

Dieser Dreiklang wäre nicht nur in Corona-Zeiten, aber gerade jetzt, eine gute Richtschnur für Kirchenentwicklung und kirchliches Handeln. Denn so leer wie jetzt waren die Kalender bei den meisten nie. Zeit zum Ausprobieren, zum Denken und Reflektieren gab es selten so viel.

Orientiert an den Evangelien, mit viel Tradition und Geschichte als Erfahrungswissen, die Menschen in ihren Bedürfnissen beobachtend, könnten die Getauften Hypothesen bilden, was die Menschen jetzt – analog wie digital – von der Kirche brauchen. Es wäre ein völlig neuer Zugang: Weg von "Das haben wir immer schon gemacht" oder "Das müssen wir so machen, weil es an diesem Punkt im Kirchenjahr vorgesehen ist" – hin zu "Was brauchen die Menschen heute von uns?".

Und dann würden die Hauptberuflichen und Ehrenamtlichen weit und breit danach handeln. Vielleicht würden dann erschöpften (Allein-)Erziehende digitale Vorlesepatenschaften angeboten und nicht nur die passenden Abstandsregeln für die sonntägliche Eucharistie. Vielleicht würden dann traditionelle Gremiensitzungen auf ein Nötigstes verkürzt, damit Zeit für das Drehen eines Videogrußes bleibt. Vielleicht würden hochrangige Kirchenmänner mit Gebetstaxis die Menschen an ihren Häusern besuchen anstatt Verschwörungstheorien zu entwerfen. Vielleicht gäbe es überall Laufbands, die vor Pflegeeinrichtungen Musik machen, weil sie wissen, dass Einsamkeit ebenso tödlich sein kann wie Covid-19.

Ich weiß, dass es viele schöne kleine Initiativen dieser Art an vielen Orten gibt, aber in meiner Utopie wären sie überall. Die Kirche würde als stärkend, hilfsbereit, kreativ und ermutigend wahrgenommen. Weil sie auf Sicht fährt, so wie alle gerade und sich dabei von ihrer Gott gegebenen Lebensfreude leiten lässt.

Von Regina Laudage-Kleeberg

Die Autorin

Regina Laudage-Kleeberg leitet die Abteilung Kinder, Jugend und Junge Erwachsene im Bistum Essen.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.