Kardinal Woelki: "Die katholische Kirche muss katholisch bleiben"
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki will weiter an dem katholischen Reformprojekt Synodaler Weg mitarbeiten. "Wir müssen alle gemeinsam respektvoll um die Einheit ringen", sagte Woelki der Wochenzeitung "Die Tagespost". Dafür werde es wichtig sein, dass Positionen, die sich aus der Tradition der Kirche speisten, nicht ausgegrenzt würden.
In der vergangenen Woche hatte der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp seinen Rückzug aus einem der vier Synodalforen angekündigt. Er begründete dies mit einem "massiven Dissens in Kernfragen" der katholischen Sexualmoral. Zugleich erklärte er, sich in die Synodalversammlung weiter einbringen zu wollen.
Woelki betonte in dem Interview, es sei wichtig, dass die Kirche ihre Identität wahre und sich nicht unbemerkt in Beliebigkeit auflöse: "Die katholische Kirche muss katholisch bleiben." Der Erzbischof fügte hinzu, in der Kirche müsse es immer wieder Veränderungen geben, damit sie sich den Zeichen der Zeit in neuer Frische stellen könne. "Ich habe nichts gegen Kirchenpolitik", betonte der Kardinal. Wenn diese aber so verstanden werde, dass die Mehrheit die "Opposition" herausdränge, dann habe man nicht verstanden, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) die Kirche als Gemeinschaft ("Communio") und nicht als Parlament sehe. In nächster Zeit gehe es darum, dass "bei allen legitimen Unterschieden" alle dazu beitrügen, die Einheit zu wahren. Sie sei ein dringender Auftrag Christi.
Menschen nicht in unerfüllbaren Hoffnungen bestärken
Woelki kritisierte, für viele sei der Synodale Weg kein Weg mit offenem Ende, sondern ein Projekt, dessen Ergebnis sein müsse: die Aufhebung des Pflichtzölibats, der Frauendiakonat und die Reduktion der katholischen Sexualmoral auf den Satz "Freiwillige sexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen welcher Art auch immer sind nicht zu beanstanden". Jedes Ergebnis unterhalb dieser Zielmarke werde für diese Menschen frustrierend sein, so der Kölner Erzbischof weiter. Doch es wäre von Seiten der Bischöfe unverantwortlich, diese Menschen in ihren Hoffnungen zu bestärken, auch wenn man wisse, dass diese unerfüllbar seien.
Die deutschen Bischöfe hatten sich 2019 für einen auf zwei Jahre angelegten Synodalen Weg entschieden. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Ziel ist, durch den Missbrauchsskandal verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. In der vergangenen Woche war bekanntgegeben worden, dass der Synodale Weg wegen der Corona-Pandemie verlängert wird. Statt im Oktober 2021 endet die Reforminitiative nach derzeitigem Stand der Dinge im Februar 2022. Die Synodalversammlung, das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Weges, hatte zu Beginn des Jahres erstmals in Frankfurt getagt. Ein zweites Treffen in der hessischen Metropole mit den rund 230 Teilnehmern war für Anfang September vorgesehen. Dieses Treffen wird nun wegen der Corona-Pandemie verschoben und soll im Februar 2021 stattfinden. Anstelle des ursprünglichen Termins laden die Organisatoren für den 4. September zu Regionaltreffen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Ludwigshafen und München mit jeweils maximal 50 Teilnehmern ein. (tmg/KNA)