Nach Streit um Wahl des CDU-Politikers in die Vollversammlung

Berliner Diözesanrat plant Gespräch mit Philipp Amthor

Veröffentlicht am 25.06.2020 um 09:49 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Im Zuge der Lobbyaffäre des CDU-Politikers Philipp Amthor war zuletzt auch dessen jüngst erfolgte Wahl in die Vollversammlung des Berliner Diözesanrats in die Kritik geraten. Nun ist klar, wie es mit der problematischen Personalie weitergehen soll.

  • Teilen:

Im Streit um die Wahl von Philipp Amthor in die Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin zeichnet sich eine Lösung ab. Wie der Geschäftsführer des Diözesanrats, Marcel Hoyer, am Donnerstag gegenüber katholisch.de bestätigte, hat der Vorstand des katholischen Laiengremiums bei einem Treffen am Mittwochabend beschlossen, baldmöglichst ein persönliches Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten zu führen. "Wir wollen miteinander reden und nicht übereinander. Vermutlich in der ersten Juli-Hälfte soll es deshalb ein Gespräch mit Herrn Amthor geben", so Hoyer wörtlich. Ziel des Gesprächs sei ein "allgemeiner Austausch" auch über innerkirchliche Debatten.

Hoyer betonte, er habe bereits mit Philipp Amthor telefoniert. Dabei habe der Politiker dem geplanten Gespräch zugestimmt und zugesagt, zeitnah Terminvorschläge anzubieten. "Herr Amthor respektiert die entstandene Situation, und er hat betont, dass er im Diözesanrat natürlich keinen Schaden anrichten will", sagte der Geschäftsführer. Bei dem Gespräch solle auch darüber beraten werden, wie sich der Politiker selbst seine Mitarbeit in der Vollversammlung vorstelle. Hoyer machte in diesem Zusammenhang klar, dass der Vorstand das Gespräch nicht mit dem Ziel führen werde, Amthor zur Aufgabe seines Mandats in der Versammlung zu bewegen.

Wahl Amthors stößt unter Katholiken auf Ablehnung

Amthors bereits im Mai erfolgte Wahl in die Vollversammlung war nach Bekanntwerden der Korruptionsaffäre des 27-jährigen Politikers unter den Katholiken im Erzbistum Berlin auf deutliche Kritik gestoßen. Neben der Empörung über Amthors fragwürdige Aktivitäten für das New Yorker Start-up "Augustus Intelligence" äußerten viele Gläubige sich auch verärgert darüber, dass sie erst durch die Berichterstattung auf katholisch.de von der Wahl Amthors erfahren hätten. Hinzu kam das Unverständnis, dass der Politiker nur ein knappes halbes Jahr nach seiner Taufe in das höchste Laiengremium des Erzbistums berufen worden war. Geschäftsführer Hoyer sprach in der vergangenen Woche in diesem Zusammenhang von vielen intensiven Gesprächen, die er mit Menschen geführt habe, die "ihre Sorgen bezüglich Herrn Amthors Engagement im Diözesanrat" geäußert hätten. Eine Gruppe junger Katholiken hatte zudem am vergangenen Donnerstag einen Offenen Brief publiziert, in dem sie "grundsätzliche Zweifel" an Amthors Eignung als Mitglied des Diözesanrats geäußert hatten.

Bild: ©arianarama - stock.adobe.com

Die Wahl Amthors in den Diözesanrat hat in den vergangenen Tagen unter Berlins Katholiken für viele Diskussionen gesorgt.

Ein zehnköpfiges Wahlgremium hatte Amthor gemeinsam mit elf weiteren Personen für die Amtsperiode 2020 bis 2023 neu in die Vollversammlung gewählt. "Ziel war es, eine möglichst große Vielfalt von persönlichen Erfahrungen, inhaltlichen Expertisen und unterschiedlichen Regionen im Diözesanrat abzubilden", betonte Hoyer gegenüber katholisch.de. Die Vollversammlung ist das wichtigste Organ des Diözesanrats. Mit ihren rund 100 Mitgliedern aus Pfarrgemeinden, katholischen Verbänden und Arbeitskreisen sowie hinzugewählten Einzelpersönlichkeiten vertritt sie die mehr als 400.000 Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern und koordiniert die Mitwirkung der Laien an den Aufgaben der Kirche. Die konstituierende Sitzung der neuen Amtsperiode soll nach den derzeitigen Planungen am 12. September stattfinden.

Diözesanrat will auf Kritiker zugehen

Ob die Lösung in dem Streit um Amthor möglicherweise auch in einem Verzicht des CDU-Politikers auf eine Mitarbeit in der Vollversammlung liegen könnte, ist vor dem geplanten Gespräch mit dem Vorstand des Diözesanrats unklar. Entsprechende Anfragen von katholisch.de ließ Amthors Bundestagsbüro in den vergangenen Tagen unbeantwortet. Allerdings hat sich Amthor im Zuge der aktuellen Affäre bereits aus dem Bundestags-Untersuchungsausschuss zum Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz zurückgezogen und auch seinen Verzicht auf die Kandidatur für das Amt des CDU-Landesvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern erklärt.

Gegenüber katholisch.de verteidigte Geschäftsführer Hoyer am Donnerstag die Wahl Amthors. Es sei grundsätzlich gut, wenn sich Politiker in kirchlichen Gremien engagierten. "Von diesem Austausch können wir nur profitieren", so Hoyer. Zugleich kündigte er an, auch  mit den Kritikern der Personalie weiter das Gespräch zu suchen. (stz)