China lässt Hunderte Kreuze von Kirchen abreißen
Die Kommunisten in China setzen den Abriss von Kreuzen auf Kirchen fort. Seit April seien in der Provinz Anhui in der Nähe von Shanghai mehr als 500 Kreuze von Kirchen entfernt worden, berichtet der Hongkong-Korrespondent des asiatischen Pressedienstes Ucanews (Dienstag). Weder die regierungstreue Katholisch-Patriotische Vereinigung noch die Bischöfe leisteten Widerstand gegen die Zerstörung, sagte der protestantische Prediger Paul Lee zu Ucanews.
Ein katholischer Gemeindepriester informierte demnach Bischof Liu Xinhong von Anhui über den geplanten Abriss des Kreuzes von seiner Kirche. "Der Bischof sagte mir, ich solle von dem Abriss zum Beweis Fotos machen." Der Bischof habe deutlich gemacht, dass er sich nicht gegen die Behörden stellen könne, sagte der Priester zu Ucanews. Bischof Liu Xinhong gehört der Katholisch-Patriotischen Vereinigung an. Sie ist die nicht vom Vatikan anerkannte offizielle katholische Gemeinschaft der kommunistischen Volksrepublik China.
Abriss von Kreuzen begann 2018
Der Abriss von Kreuzen begann 2018. Seitdem wurden in Anhuis Nachbarprovinzen Zhejiang, Henan, Hebei und Guizhou wegen angeblicher Verstöße gegen Stadtplanungsgesetze Tausende Kreuze zerstört. In Zhejiang leitete der damalige Parteisekretär Xia Baolong den Abriss. Im Februar 2020 wurde Xia Baolong von Chinas Präsident Xi Jinping zum neuen Chef der für Hongkong und Macao zuständigen Behörde der chinesischen Regierung ernannt. Damit wird er einer jener Funktionäre Pekings sein, die das am Montag verabschiedete neue Sicherheitsgesetz in Hongkong durchzusetzen haben.
Schätzungen zufolge sind 9 bis 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohner der Volksrepublik China Katholiken. Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in erklärter Gemeinschaft mit dem Papst. Seit 1951 unterhalten der Vatikan und China keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mehr. In den vergangenen Jahrzehnten war es wegen vom chinesischen Staat beeinflussten Bischofsernennungen und der Verfolgung der papsttreuen Untergrundkirche immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Land gekommen. Ein vorläufiges Abkommen zwischen Vatikan und China aus dem Jahr 2018 über die Ernennung von Bischöfen gilt als historischer Meilenstein der chinesisch-vatikanischen Beziehungen. Der genaue Inhalt ist jedoch nicht bekannt. Das Abkommen war wiederholt von Vertretern der Untergrundkirche kritisiert worden. Hongkongs emeritierter Bischof, Kardinal Zen Ze-Kiun, warf dem Vatikan etwa Naivität vor und warnte vor einem "Ausverkauf" der Kirche in China. (tmg/KNA)