Absage für Gemeindereformen: Die Wirklichkeit ist kein Referenzpunkt
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Eigentlich wollte ich heute im Standpunkt dazu ermutigen, Corona bezüglich der sonntäglichen Kinderkatechese und aller übrigen Angebote für Kinder als Chance und nicht als Stoppschild zu nutzen. Da wäre nämlich noch viel Kreativität möglich und nötig. Und es täte mir als Mutter genau wie vielen anderen Eltern einfach auch sehr gut.
Doch dann kommt diese Instruktion. Mitten in der Urlaubszeit, in der der Geist sich eigentlich erholen soll. Ob ich mich (noch) aufregen oder einfach nur wieder einen Strich auf der "vielleicht trete ich doch besser aus"-Liste machen soll?
Ich weiß es nicht. Diese Instruktion bestärkt mich in der Überzeugung, dass in vatikanischen Schreiben die Wirklichkeit zu oft kein ernst zu nehmender Referenzpunkt (mehr?) ist. Das ist schade. Ich kann dem mit weiterem Zynismus begegnen, mit neuen guten Ratschlägen, mit einem "hätte-hätte-Fahrradkette"-Konjunktiv und/oder mit fragender Stille. Letztere ist das Mittel des heutigen Tages.
Meine Fragen in diese Stille lauten: Warum, liebe geweihte Klerus-Kongregationsmitglieder, fällt Ihnen nicht auf, dass Sie bei dem Versuch, die eigene Macht zu erhalten, Ihre Macht immer weiter einbüßen? Haben Sie schon einmal von gescheiterten Eltern gehört, dass Vertrauen mehr motiviert als Kontrolle? Kennen Sie den Unterschied zwischen Basta-Politik und der christlichen Befreiung zur Freiheit? Was halten Sie von Entmündigung und ihrem Zusammenhang mit Despotismus? Was gefällt Ihnen am Gefühl des selbst gewählten Realitätsentzugs?
Ich könnte – wie Max Frisch in einem Buch – hunderte weiterer solcher Fragen formulieren – nicht allgemein aufs Leben bezogen, sondern an meine Kirche.
Die wichtigste lautet: Was hat das noch mit dem Christentum zu tun, das wir alle lieben und erhalten wollen?