Ex-ZdK-Generalsekretär Vesper: Kirchen sind in Pandemie systemrelevant
Kirchen haben sich nach Überzeugung des früheren Generalsekretärs des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, in der Corona-Krise als systemrelevant erwiesen. "Die Kirchen sind zweifelsohne systemrelevant: in den vielen Christinnen und Christen, die sich in systemrelevanten Berufen und Aufgabenfeldern engagieren", schreibt Vesper in einem Gastbeitrag für den Bonner "General-Anzeiger" (Mittwoch). Viele Pflegekräfte, Ärzte und medizinisches Personal hätten ihre Berufe auch deshalb gewählt, weil sie Christen seien, so der 64-Jährige. Zudem habe es unzählige Helfer im Alltag gegeben, die Menschen in Not besucht und geholfen hätten. "Sie sind Kirche - hunderttausendfach."
Innerkirchlich sind nach Auffassung Vespers viele neue Initiativen aufgebrochen und Alternativen ausprobiert worden. In Gemeinden seien neue Hilfsnetzwerke entstanden und neue Formen von Gebet und Gottesdienst ausprobiert worden. "Mit dem Bruch und Wegfall des Vertrauten - manchmal auch Eingefahrenen - entstand zunächst Leere und dann Raum für einen Diskurs und ein gemeinsames Suchen." Für viele Menschen sei die Krise Anlass gewesen, neu über Stille, Gebet, Gotteserfahrung und Christsein nachzudenken. "Vieles, was da aufgebrochen ist, wird nicht so leicht einzufangen sein - warum auch?" so Vesper.
Synodaler Weg hat keinerlei Bedeutung verloren
Der Theologe plädierte dafür, den Reformprozess innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands fortzusetzen. Kein einziges der im Synodalen Weg behandelten Themenfelder - Macht und Gewaltenteilung, kirchliche Sexuallehre, priesterliche Lebensform und Frauen in der Kirche - habe durch Corona an Bedeutung verloren. Beispielsweise müsse die Kirche endlich mit Blick auf ihre Sexuallehre Schlüsse aus wissenschaftlichen Erkenntnissen ziehen, wie sie die Moraltheologie seit langem einfordere. Vesper sprach sich für schnelle und klare Beschlüsse zu den Reformthemen aus.
Vesper hatte im vergangenen September angekündigt, als ZdK-Generalsekretär vorzeitig in den Ruhestand gehen zu wollen. Er hatte das Amt seit 1999 inne. Sein Nachfolger wurde am 1. Januar Marc Frings (38). Das 1952 gegründete ZdK ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus und von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Präsident des ZdK ist seit 2015 der CDU-Politiker Sternberg. (tmg/KNA)