Standpunkt

Der Synodale Weg muss die Relevanz der Kirche zeigen

Veröffentlicht am 01.09.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ende der Woche kommen die Vertreter des Synodalen Wegs wieder zusammen – Corona-bedingt aber in anderer Form als gedacht. Für Ulrich Waschki ist das Treffen wichtig. Denn die zentralen Themen des Reformprozesses reichten bis in den Kern der Kirche.

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Am Wochenende sollte die zweite Vollversammlung des Synodalen Weges tagen. Doch auch diese Veranstaltung muss wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Stattdessen treffen sich die Delegierten des Reformprozesses nun für nur einen Tag in kleineren Gruppen an fünf Orten, um Abstands- und Hygieneregeln einhalten und gleichzeitig auf dem Synodalen Weg weiter voranschreiten zu können.

Es ist gut, dass nach der ungeplanten Corona-Pause die Beratungen des Synodalen Weges damit wieder öffentlich wahrnehmbar werden. Denn man darf nicht vergessen, warum es diesen Weg überhaupt gibt: Die MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch durch Priester und andere Kirchenvertreter hat die vier Themen des Synodalen Weges als Risikofaktoren für Missbrauch benannt. Auf ihrer Frühjahrsvollversammlung im vergangenen Jahr beschlossen die deutschen Bischöfe unter großem Druck den Prozess als Reaktion auf die Studie und den massiven Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust der Kirche.

Der Umgang mit Macht, die Rolle von Frauen, Amt und Leben der Priester sowie die Sexualmoral sind Themen, bei denen viele Katholiken schon lange auf Veränderungen warten. Veränderungen hier könnten zweifelnde Katholiken mit ihrer Kirche versöhnen und die mittlerweile bis in den Kern der aktiven Kirchgänger zu spürende Entfremdung verlangsamen. Doch das allein wird nicht reichen. Denn: Die Themen des Synodalen Weges richten sich vor allem nach innen. Selbst wenn irgendwann all diese Reformen umgesetzt würden – Menschen außerhalb der Kerngemeinden werden sich trotzdem nur schwerlich vom Glauben begeistern lassen.

Die Diskussion um die Relevanz der Kirche in der Corona-Pandemie hat gezeigt, welche Frage in unserer heutigen Gesellschaft zentral ist: Wozu dient die Kirche? Diese Frage muss vom Synodalen Weg, aber auch von jeder Gemeinde beantwortet werden. Ganz praktisch und nicht nur in klugen Papieren, wie sie gestern an dieser Stelle gelobt wurden, sondern so, dass Menschen die Nähe der Kirche in ihrem Leben erfahren und spüren können.

Von Ulrich Waschki

Der Autor

Ulrich Waschki ist Geschäftsführer und Chefredakteur der Verlagsgruppe Bistumspresse.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.