Missachtung von Corona-Regeln: Bußgeld gegen Pfarrer und Gläubige
Gegen den Pfarrer der Polnischen Mission in Hannover und zwei Gemeindemitglieder sind hohe Geldbußen wegen Missachtung der Corona-Schutzregeln verhängt worden. Wie die Zeitung "Neue Presse" am Donnerstag berichtet, seien aufgrund einer unerlaubten Zusammenkunft in der Kirche der Mission Bußgelder in Höhe von 1.000 Euro gegen den Pfarrer und jeweils 180 Euro für die Kirchenbesucher verhängt worden.
Laut Polizei sind am 27. März "verdächtig viele Autos" vor der Kirche Maria Frieden im Stadtteil Groß-Buchholz aufgefallen. Aus der Kirche seien den Beamten mehrere Personen entgegengekommen, Personalien wurden nicht aufgenommen. Die Polizei gibt an, dass etwa 30-40 Personen anwesend waren. Zu diesem Zeitpunkt waren in Niedersachen Zusammenkünfte von mehr als zwei Personen nicht erlaubt.
Laut Pfarrer keine organisierte Andacht
Bereits im März hatte der Pfarrer der Mission, Tadeusz Kluba, mitgeteilt, dass die Kirche an einem Sonntag lediglich für zwei Stunden für privates Gebet geöffnet worden sei. Die einzelnen Betenden hätten sich in größerem Abstand voneinander aufgehalten als vorgeschrieben. Spontan sei der Barmherzigkeits-Rosenkranz gemeinsam gebetet worden. Eine Messe oder ein anderer organisierter Gottesdienst habe nicht stattgefunden.
Die Namen der Betroffenen, gegen die ein Bußgeld verhängt wurde, habe die Polizei aus der Zeitung erfahren. In der "Neuen Presse" hatten die Gemeindemitglieder dem Vorgehen und der Darstellung der Polizei widersprochen. Zwar seien am fraglichen Sonntag viele Menschen zum Gebet in der Kirche gewesen, der Pfarrer habe aber die Gläubigen aufgefordert, nach einem kurzen Gebet die Kirche "möglichst zügig" zu verlassen. Eine Polizeisprecherin betonte, dass das Verfahren nicht aufgrund eines Gottesdienstes, sondern "aufgrund einer Zusammenkunft" eröffnet wurde.
Kritik vom Journalistenverband am Vorgehen der Polizei
Grundsätzlich nutze man bei Ermittlungen alle Quellen, auch die Medien, so die Polizei. Der Landesverband des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) kritisiert allerdings, dass Presseberichte herangezogen wurden, um Bußgelder zu verhängen: "Es besteht die Gefahr, dass immer weniger Menschen mit Journalisten sprechen und offen ihre Meinung sagen, wenn sie fürchten müssen, anschließend mit einem Bußgeld belegt zu werden. Dadurch wird die Pressefreiheit eingeschränkt", so die Geschäftsführerin des DJV gegenüber der "Neuen Presse".
Laut der Polizei seien in der Region Hannover mehrere Kirchen kontrolliert worden, zu denen sie Hinweise auf mangelhafte Einhaltung der Corona-Schutzregeln erhalten hatte. Eine Polizeisprecherin betont, dass dabei in keinem Fall Verstöße festgestellt wurden. Auch der Sprecher der katholischen Kirche in der Region bestätigt das. (fxn)