Jüngste Synodale über Regionenkonferenzen: "Der Synodale Weg lebt!"
"Fünf Orte – ein Weg", so lautet das Leitwort der Regionenkonferenzen, die die ausgefallene Synodalversammlung in Frankfurt ersetzen. Mein Weg führt mich als Jugendliche aus dem Bistum Münster nach Dortmund. Schon von weitem sehe ich die purpurfarbenen Kreuze auf den Plakaten der Frauen, als ich am Tagungsort ankomme: Mitglieder der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) haben sich vor dem Eingang des Hotels für ein gemeinsames Gebet versammelt. Damit sind sie und ihre Forderungen für alle präsent, die zu dieser Konferenz anreisen – nicht zuletzt deshalb ein wichtiges Zeichen, da an diesem Tag über Frauen in der Kirche beraten werden soll.
Ich werde herzlich begrüßt: "Das ist Johanna Müller, die jüngste Synodale", sagt eine der Organisatorinnen und direkt machen wir ein Foto, zusammen mit Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck. Wir tauschen uns aus, woher wir kommen, und dann müssen der Bischof und ich auch schnell in den Tagungsraum. Saßen wir Anfang des Jahres in Frankfurt bei der Synodalversammlung noch eng an eng, so nimmt man jetzt die Abstände gerne hin. Der Mund- Nasenschutz ist schon längst unser Alltagsbegleiter geworden, so auch an diesem Konferenztag.
Verläuft der Synodale Weg im Sand?
Um zehn Uhr beginnt die Sitzung der Synodalen aus den nordwestdeutschen Bistümern. Die erste Synodalversammlung ist lange her und die Skepsis während der vergangenen Monate, besonders auch durch die Corona-Krise, vielleicht gewachsen: Wie soll es weitergehen? Verläuft der Synodale Weg im Sand? Die Zweifel und die Unsicherheit sind unberechtigt: Der Synodale Weg lebt! Der Tag zeigt, dass die Synodalen wach sind und nicht so schnell aufgeben werden.
Beim ersten Austausch über die Bedeutung der Corona-Pandemie für die Kirche und insbesondere für den Synodalen Weg reichen die Berichte weit, von persönlichen Gedanken und Erkenntnissen, die insbesondere der Lockdown mit sich brachte, bis hin zu Erfahrungen in den eigenen Gemeinden und neuen Formen, seinen Glauben zu leben, nicht zuletzt gerade während der Kar- und Ostertage in diesem Frühjahr. Ein roter Faden zieht sich durch die gesamte Diskussion: Die Themen, mit denen sich der Synodale Weg beschäftigt, haben nicht in geringster Weise an Bedeutung verloren, ganz im Gegenteil: die Pandemie wird vielmehr als "Brennglas" gesehen oder sogar als "Brandbeschleuniger", wie einer der Teilnehmer es formuliert.
Mir wird im Laufe der Diskussion bewusst, dass der Rahmen dieser Konferenz noch viel kleiner ist als ich es mir ausgemalt habe. Die Gruppe wirkt fast familiär und es bestätigt sich im Tagesverlauf, dass ein guter Dialog mit 50 Personen viel einfacher ist als mit 230. Und so werden Wortmeldungen, nicht zuletzt durch die einfache Ankündigung per Handzeichen, viel müheloser. Auch für mich, die ich mit meinen sechzehn Jahren natürlich recht wenig Erfahrung in diesen Dingen habe, ist die Hemmschwelle, mich vor dem Plenum zu äußern, bei solch einer kleinen Gruppe viel geringer.
Sachlich und kritisch werden am Nachmittag die Papiere der Foren "Frauen in Diensten und Ämtern" und "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" ins Visier genommen. Es wird sich für die Texte bedankt und doch scheint noch niemand der Konferenzteilnehmer und -teilnehmerinnen mit ihnen richtig zufrieden zu sein. In diesem Teil des Tages spürt man besonders den progressiven Geist der Gruppe: "Die Voten des Forums Sexualmoral gehen nicht weit genug, sie diskriminieren immer noch." Und: "Wenn doch alles, was in dem Frauenpapier steht, schon längst möglich ist, warum werden diese Dinge dann noch nicht umgesetzt?"
Intensiver Austausch bringt den Synodalen Weg weiter
Die Debatten verlaufen friedlich, aber durchaus kontrovers. Es wird sich einander ergänzt, zugestimmt und die Argumente nehmen aufeinander Bezug. Die Mitglieder der beiden Foren hören den ganzen Tag über aufmerksam zu. Am Abend fassen sie zusammen, was sie mitnehmen und erläutern die ein oder andere Vorgehensweise.
Als wir uns nach Gottesdienst und Verabschiedungen auf den Weg zum Bahnhof machen, begegnen uns wieder Frauen, die für Reformen demonstrieren: Aktivistinnen der Bewegung Maria 2.0 haben sich entlang der Hoteleinfahrt aufgereiht. Durch solche Begegnungen wird uns immer wieder vor Augen geführt, dass die Synodalversammlung nicht für sich steht, sondern wir uns stellvertretend für die Forderungen der vielen engagierten Katholiken und Katholikinnen in unserer Kirche einsetzen. Und auch wenn an diesem Tag keine Entscheidungen gefällt und keine Beschlüsse gefasst worden sind, so bin ich der festen Überzeugung, dass dieser intensive Austausch ein wichtiger Teil des Weges war und uns weiterbringt – weiter auf dem Weg für die Forderungen eben dieser Frauen zu kämpfen.