Text des Vertrags weiterhin geheim

Vatikan-China-Abkommen um zwei Jahre verlängert

Veröffentlicht am 22.10.2020 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Gute Zukunft für Chinas Katholiken oder Ausverkauf der Kirche? Der Vatikan bewertet sein Abkommen mit Peking über die Ernennung von Bischöfen nach zwei Jahren positiv – und geht in die Verlängerung. Doch was vereinbart wurde, bleibt geheim.

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Der Heilige Stuhl hat sein Abkommen mit der Volksrepublik China über Bischofsernennungen verlängert. Wie der vatikanische Pressesaal am Donnerstag mitteilte, werde die "experimentelle Einführungsphase des vorläufigen Abkommens" um weitere zwei Jahre verlängert. Das Abkommen war im September 2018 unterzeichnet worden und trat am 22. Oktober 2018 mit einer Gültigkeit von zunächst zwei Jahren in Kraft. In der Erklärung bekräftigt der Heilige Stuhl, dass die bisherige Anwendung des Abkommens über die Ernennung von Bischöfen positiv bewertet werde und von "großem kirchlichen und pastoralen Wert" sei. Die Kommunikation und Kooperation zwischen Heiligem Stuhl und dem kommunistischen Staat sei mit Blick auf die vereinbarten Vertragsgegenstände positiv verlaufen. Ziel sei es, einen "offenen und konstruktiven Dialog zum Wohl des Lebens der Kirche und dem chinesischen Volk" zu führen.

Mit dem Austausch der Verbalnoten zwischen den Verhandlungsdelegationen ist das Abkommen somit ab sofort verlängert. Der genaue Inhalt der Übereinkunft zwischen dem Vatikan und Peking ist nach wie vor nicht bekannt. Mit dem Abkommen sollte das Verhältnis zwischen chinesischem Staat und der Kirche verbessert werden. Seit 1951 unterhielten der Vatikan und China keine offiziellen diplomatischen Beziehungen. In den vergangenen Jahrzehnten war es wegen vom chinesischen Staat in Eigenregie durchgeführten Bischofsernennungen und der Verfolgung der papsttreuen Untergrundkirche immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Staat gekommen. Das Abkommen gilt daher als historischer Meilenstein der chinesisch-vatikanischen Beziehungen, wird jedoch auch innerhalb der Kirche kontrovers diskutiert. Vor allem Hongkongs emeritierter Bischof, Kardinal Zen Ze-Kiun, kritisiert den Vatikan seit Jahren scharf und wirft Rom Naivität und einen "Ausverkauf" der Kirche in China vor.

Chinas Regierung verfolgt eine Politik der "Sinisierung" von Religionen. Dabei sollen Religionsgemeinschaften sich unter der Aufsicht des Staates "der sozialistischen Gesellschaft anpassen" und "religiöse und gesellschaftliche Harmonie" anstreben, wie es in einem "Weißbuch zur Religionsfreiheit" der Regierung von 2018 heißt. Dazu gehört, dass die Religionsgemeinschaften über sogenannte “patriotische Vereinigungen” eng mit den Regierungsbehörden verbunden sind. Immer wieder beklagen Menschenrechtler die Einschränkung von Religionsfreiheit in China. Trotz der diplomatischen Annäherung ist die Kirche in den letzten Monaten Ziel staatsnaher chinesischer Hacker geworden. Zudem wird immer wieder von anscheinend willkürlichen Abrissen von Kirchengebäuden und andere Schikanen gegen Christen durch die Behörden berichtet. (fxn)