Brief wurde kürzlich in vatikanischen Archiven gefunden

Großmufti bat Papst Pius XII. um Hilfe gegen Staatsgründung Israels

Veröffentlicht am 31.10.2020 um 16:49 Uhr – Lesedauer: 
Großmufti bat Papst Pius XII. um Hilfe gegen Staatsgründung Israels
Bild: © KNA

Vatikanstadt/Jerusalem ‐ Bei Recherchen in den vatikanischen Archiven ist ein Schreiben des früheren Großmuftis Mohammed Amin Al-Husseini an Papst Pius XII. aufgetaucht. Inhalt ist eine brisante Bitte. Und auch die Antwort des Papstes ist überliefert.

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Der frühere Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin Al-Husseini, hat seinerzeit bei Papst Pius XII. um Hilfe im Kampf gegen die Gründung des Staates Israels nachgesucht. Das geht laut Bericht der Tageszeitung "Haaretz" aus einem Brief Husseinis an den Heiligen Stuhl vom 23. Juli 1947 hervor, der kürzlich in den vatikanischen Archiven gefunden wurde.

Husseini (1895-1974) schreibt darin laut Bericht mit Blick auf die sich abzeichnende Gründung Israels, dass er "die freundschaftlichen Bindungen" zwischen dem Heiligen Stuhl und der arabischen und islamischen Welt stärken wolle. Es müsse darum gehen, "gemeinsam die Gefahren der so schwerwiegenden Zerstörungsprinzipien zu vermeiden, die alle Religionen, alle Überzeugungen und alle Moral bedrohen".

Übermittelt wurde der Brief laut Zeitung durch den als enger Vertrauter Husseinis und scharfer Kritiker des Zionismus bekannten Erzbischof George Hakim, den späteren griechisch-katholisch melkitischen Patriarchen Maximos V. Hakim habe dem Papst gegenüber die Position vertreten, dass der Mufti ein potenzieller Verbündeter des Heiligen Stuhls im Nahen Osten sein könnte.

Papst wünscht "einen gerechten und echten Frieden"

Papst Pius XII. (1939-1958) betonte in seiner Antwort das nie endende Interesse des Heiligen Stuhls am "heiligen Land von Palästina". Er wünsche "einen gerechten und echten Frieden durch Verständnis, gegenseitiges Einvernehmen und Achtung der Rechte aller".

Entdeckt und veröffentlicht wurde die Korrespondenz durch die italienische Historikerin Maria Chiara Rioli. Die Wissenschaftlerin stieß bei Recherchearbeiten zur Beteiligung der Kirche am Nahostkonflikt auf das Dokument.

Der palästinensische Nationalist Husseini gilt als überzeugter Befürworter der Judenvernichtung im Deutschen Reich. Er stand in engem Kontakt zur Führungsriege der deutschen Nationalsozialisten und lebte von 1941 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. Ab 1943 war er an der Aufstellung bosnisch-islamischer Truppen für die Wehrmacht sowie die Waffen-SS beteiligt. Hitler bat er vergeblich um Unterstützung für die Errichtung eines vereinten arabischen Staates, der Irak, Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina umfassen sollte. (KNA)