Video-Format wird seit 15 Jahren produziert

Pfarrer Förg: "Tagessegen" ist mittlerweile eine Gemeinde geworden

Veröffentlicht am 29.11.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bensheim ‐ Am ersten Adventssonntag 2005 startete das Video-Format "Tagessegen". Über 5.000 Folgen sind bisher entstanden. Im katholisch.de-Interview zum Jubiläum spricht Pfarrer Heinz-Jürgen Förg über sein "Abkommen mit dem Heiligen Geist" und darüber, wie er Menschen den Weg zurück in die Kirche ebnet.

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Seit über 14 Jahren ist Pfarrer Heinz-Jürgen Förg aus dem südhessischen Bensheim das Gesicht des "Tagessegens", einem Videoformat der Deutschen Bischofskonferenz. Im katholisch.de-Interview erklärt er, warum er seine Notizen nach jeder Folge wegwirft und von welcher Stelle er mehr Dankbarkeit erwarten würde. Außerdem spricht er über eine Beicht-Tour durch Deutschland.

Frage: Pfarrer Förg, seit 15 Jahren gibt es den Videopodcast "Tagessegen". Seit über 14 Jahren sind Sie dabei. Wie ist es dazu gekommen?

Förg: Den "Tagessegen" erfunden hat Pfarrer Dietmar Heeg, ein guter Freund von mir. Wir haben irgendwann darüber gesprochen und er meinte gleich: "Das wäre doch was für dich. Schau dir das mal an und dann sprechen wir drüber." Das habe ich auch gemacht und fand das Format super und habe schon nach kurzer Zeit den Segen übernommen – gesprochen haben wir aber nie mehr darüber. Pfarrer Heeg verstarb auch 2015.

Frage: Insgesamt haben Sie mittlerweile über 5.000 Folgen "Tagessegen" produziert.  Wie schaffen Sie es trotzdem, jeden Tag einen neuen Impuls zu finden, den Sie den Menschen mitgeben können?

Förg: In der Vorbereitung schaue ich mir die Texte zu den Heiligen oder zum Tag an und entscheide mich dann, was ich mache und mache mir Notizen, aber nur ein paar Wörter, die ich dann abrufen kann. Die Notizen werfe ich aber nach jeder Folge weg, damit ich nicht in die Versuchung komme, das gleiche nochmal zu sagen, wenn der Text nach drei Jahren das nächste Mal an der Reihe ist. Ich muss ehrlich sagen: Ich habe ein geniales Abkommen mit dem Heiligen Geist. Der gibt mir immer wieder neue Ideen.

Frage: Wie hat sich das Format denn in den vergangenen 15 Jahren verändert?

Förg: Im Laufe der Zeit sind immer mehr Plattformen dazugekommen, auf denen wir zu sehen sind und mir schreiben auch mehr Menschen als am Anfang. Das ist für mich als Seelsorger natürlich toll. Mit vielen Menschen telefoniere oder maile ich, um Ratschläge zu geben oder für sie zu beten. Das Format haben wir beibehalten. Wir haben vor einigen Jahren mit einem anderen, moderneren Hintergrund experimentiert. Da kam dann aber ein Aufschrei von den Menschen: "Machen Sie das bitte wieder weg. Wir wollen, dass der Pfarrer Förg in der Kirche steht."

Pfarrer Förg zündet eine Kerze an und wird dabei gefilmt
Bild: ©Katholische Fernseharbeit

"Die Begriffe 'Priester' oder 'Pfarrer' sind zwar notwendig, aber eigentlich sehe ich mich vor allem als Seelsorger", sagt Pfarrer Heinz-Jürgen Förg. "Wenn man es in dieser Seelsorge erreicht, dass jemand sich ein Stück besinnt und wieder den Weg zurück in die Kirche gehen will, dann fühlt sich das schon sehr gut an."

Frage: Welche Rückmeldungen bekommen Sie grundsätzlich zu Ihrem "Tagessegen"?

Förg: Ich bekomme nahezu ausschließlich positive Rückmeldungen. Der Dank für dieses Format des Segens ist überaus groß und das freut mich. Als es hieß, dass wir auf Facebook gehen, war ich erst skeptisch. Ich bin kein Facebook-Freund und dachte mir: Da tummeln sich dann alle, die der Kirche eins auswischen wollen. Aber das passiert fast gar nicht. Was ich genial finde: Ich habe auch mit Menschen zu tun, die gerne wieder in die Kirche eintreten würden. Wir gehen da mit dem "Tagessegen" auch gegen einen Trend. In der Zeit, in der ich das mache, konnte ich zehn bis zwölf Menschen wieder in die Kirche zurückgewinnen oder dabei helfen, dass sie wieder in die Kirche eintreten konnten.

Frage: Was ist das für ein Gefühl, wenn man das schafft, Menschen den Weg zurück in die Kirche und zum Glauben zu ebnen?

Förg: Für mich ist das ein wunderbares Gefühl! Die Begriffe "Priester" oder "Pfarrer" sind zwar notwendig, aber eigentlich sehe ich mich vor allem als Seelsorger. Wenn man es in dieser Seelsorge erreicht, dass jemand sich ein Stück besinnt und wieder den Weg zurück in die Kirche gehen will, dann fühlt sich das schon sehr gut an. Ich finde, wir haben mit dem "Tagessegen" ein Format gefunden, das Menschen wirklich in ihrem Glauben trifft und für ihre Seele sorgt.

Frage: Was war im Rückblick das schönste Erlebnis, dass Sie mit dem "Tagessegen" gemacht haben?

Förg: Es gibt zwei: Ich bin Religionslehrer und Schulpfarrer an einem katholischen Mädchengymnasium. Dort wird jeden Morgen gebetet. Viele Kollegen – katholisch und evangelisch – nutzen dafür ganz bewusst den "Tagessegen" und sagen: "Diesen Impuls nehmen wir mit in den Tag." Zum anderen haben mich in den vergangenen Jahren auch Menschen angerufen, die gerne bei mir beichten würden und gefragt, ob sie das nicht auch am Telefon oder per Mail machen könnten. Weil das nicht geht, habe ich die Menschen zu mir nach Bensheim eingeladen oder gesagt, dass ich gern zu ihnen komme. So war ich schon viermal in Deutschland unterwegs. Bei den Gesprächen habe ich gespürt: Da kann jemand wirklich entlastet wieder in sein Leben und zu seinem Glauben zurückkehren. Manchmal spreche ich die Menschen im "Tagessegen" nicht nur mit "Brüder und Schwestern" an, sondern mit "liebe Tagessegen-Gemeinde". Das ist mittlerweile eine Gemeinde geworden.

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Frage: Und welche negativen Erfahrungen?

Förg: Manchmal wünsche ich mir schon etwas mehr Wertschätzung der Bischöfe. Es ist sehr schade, dass für ein erfolgreiches Projekt der Deutschen Bischofskonferenz, von derselben ganz wenig zurückkommt.

Frage: Aktuell müssen sich ja viele Teile des Glaubenslebens virtuell abspielen müssen. Welche Erfahrungen machen Sie da gerade mit dem "Tagessegen"?

Förg: In der Corona-Zeit schreiben mir viele Menschen, dass sie Angst haben, dass Gott die Pandemie geschickt hat, aber auch viele, die einsam sind. Da rufe ich dann auch zurück und versuche sie mit dem Segen zu unterstützen und zu bestärken. Das gelingt aber nicht immer, weil die Ängste und Sorgen teilweise sehr groß sind. Ich bekomme aber auch viele Rückmeldungen gerade von älteren Menschen, für die es dazugehört hat, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Weil das gerade nicht geht, freuen sie sich, dass sie mit dem "Tagessegen" eine geistliche Ansprache für den Tag haben.

Frage: Mit über 5.000 Folgen ist der "Tagessegen" nicht nur die älteste, sondern auch eine der erfolgreichsten Web-TV-Serien der katholischen Kirche. Wie fühlt es sich für Sie an, Teil davon zu sein?

Förg: Erfolg ist keiner der Namen Gottes, sagt man. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aufzuhören, auch wenn die Vorbereitung sehr viel Arbeit bedeutet. Ich profitiere selbst auch sehr davon, weil ich gezwungen bin, mich intensiv mit der Heiligen Schrift zu beschäftigen und ich entdecke so ganz oft neue Nuancen, neue Sichtweisen, Ideen oder eine neue Botschaft in der Botschaft, die es schon gibt. Für mich ist es faszinierend, wie das manchmal vom Heiligen Geist geleitet wird.

Persönlicher Segen zum Jubiläum

Zum 15-jährigen Jubiläum wird Pfarrer Förg am 1. Adventssonntag, 29. November, von 11 bis 12:30 Uhr und von 14 bis 15:30 Uhr den Tagessegen online über das Videokonferenzsystem Zoom persönlich jedem spenden, der ihn empfangen möchte.

Von Christoph Brüwer