Franziskus feierte traditionelle Messe unter Pandemie-Bedingungen

Papst in Christmette: "Gott sagt zu jedem Menschen: Du bist ein Wunder"

Veröffentlicht am 25.12.2020 um 10:00 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ In diesem Jahr ist an Weihnachten auch im Vatikan vieles anders: So feierte Franziskus die traditionelle Christmette zu einer früheren Uhrzeit mit deutlich weniger Gläubigen. Der Papst erinnerte an die existenzielle Bedeutung der Geburt Jesu.

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Papst Franziskus hat an Heiligabend im Petersdom die Christmette gefeiert. Pandemiebedingt nahmen an der Messe statt der sonst rund 7.000 Besucher nur etwa 200 teil. Zudem war der Gottesdienst wegen der Sperrstunde in Italien um zwei Stunden vorverlegt; weltweit wurde er per Fernsehen und Internet live übertragen. In seiner Predigt rief das Kirchenoberhaupt die Menschen zu neuem Selbstbewusstsein auf. Zu wissen, "ein Sohn Gottes, eine Tochter Gottes zu sein", sei das "unzerstörbare Innerste unserer Hoffnung; der glühende Kern, der das Leben aufrechterhält".

Diese Würde, so Franziskus, gehe tiefer als Begabungen und Mängel, sei stärker als Wunden und Misserfolge, Ängste und Sorgen. Die Geburt Jesu Christi, Gottes Sohn, so der Papst, sei ein Geschenk: "Heute staunt Gott über uns und sagt zu einem jedem von uns: Du bist ein Wunder!"

Papst: "Jeder missachtete Mensch ist ein Kind Gottes"

"Gott kam in die Welt, wie ein Kind eben zur Welt kommt: schwach und zerbrechlich, damit wir unsere Unzulänglichkeiten mit Zärtlichkeit annehmen können", so Franziskus. Er sei als Kind geboren worden, "weil er uns dazu bringen möchte, dass wir uns um andere kümmern". Die Zeit, die Menschen haben, sei nicht dazu da, sich "selbst zu bemitleiden, sondern um die Tränen derer zu trösten, die leiden". Völlig unbeachtet sei Gottes Sohn geboren worden, "um uns zu sagen, dass jeder missachtete Mensch ein Kind Gottes ist".

Im Übrigen überschätze Gott die Menschen, so Franziskus. Denn angesichts der tatsächlichen Lage und des Verhaltens der Menschheit sei seine Liebe unverdient: "Ja: Er überschätzt uns, weil er uns aufs Äußerste liebt. Er kann nicht anders, als uns zu lieben. So ist er nun mal - so anders als wir..." Der einzige Rettungsweg der Menschen sei gegenseitige Liebe, so Franziskus.

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Zuvor hatten Franziskus und weitere internationale Kirchenführer die Verantwortlichen im Südsudan ermahnt, mehr für Frieden und Wiederaufbau des Landes zu tun. In einer Weihnachtsbotschaft erinnerten Papst Franziskus, Canterburys Erzbischof Justin Welby als Ehrenoberhaupt der Anglikaner sowie der Moderator der Kirche von Schottland, Martin Fair, dabei auch an ihr Versprechen, den Südsudan zu besuchen.

In dem Schreiben erinnerten die Kirchenvertreter an gegenseitige Versprechen bei einem Treffen im April 2019 im Vatikan. Sie selbst hätten ihren Besuch versprochen, die politisch Verantwortlichen um Präsident Salva Kiir und Vizepräsident Riek Machar die "reibungslose Umsetzung des Friedensabkommens". Zwar würdigen Franziskus, Welby und Fair "die kleinen Fortschritte, die Sie gemacht haben, aber wir wissen, dass diese nicht ausreichen, damit Ihr Volk die volle Wirkung des Friedens erleben kann".

Spektakuläre Papst-Geste sorgte für kleine Fortschritte

Bei dem Treffen im April 2019 hatte der Papst Kiir, Machar und Vizepräsidentin Rebecca Nyandeng Garang in einer eindrucksvollen Geste "im Namen des südsudanesischen Volkes" um Frieden gebeten: Er kniete vor ihnen nieder und küsste ihnen die Füße. Seither gab es für den von jahrelangem Bürgerkrieg gebeutelten Südsudan kleinere Fortschritte. So wurden mittlerweile weitere Konfliktparteien des Landes in Verhandlungen und Waffenstillstandsabkommen einbezogen.

Regierung und Oppositionsbewegung verständigten sich Anfang Dezember darauf, ethnische, kulturelle und sprachliche Unterschiede sowie die Grenzen zwischen den verschiedenen Regionen zu respektieren. Offen sind hingegen zwei strittige Punkte: die Art des Konflikts im Südsudan - ob ethnisch oder nicht - sowie die Modalitäten der Verabschiedung einer künftigen Verfassung.

Die Gespräche auf Vermittlung der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, der italienischen Regierung und einer eigens geschaffenen, international besetzten Monitorgruppe fanden zu einem großen Teil in Rom statt. (rom/KNA)