Amazonas-Bischof Bahlmann: Weiterhin Diskussion um "viri probati"
Der Amazonas-Bischof Bernhard Johannes Bahlmann geht davon aus, dass die Frage nach der Priesterweihe für verheiratete Männer die Kirche weiterhin beschäftigen wird. Die Diskussion um die sogenannten "viri probati" würden weitergeführt, sagte Bahlmann am Mittwoch in einem Video-Interview mit katholisch.de. Das Thema befindet sich in einer "Zeit des Reifens", so der deutschstämmige Bischof der Diözese Óbidos im brasilianischen Amazonas-Gebiet. "Viri probati" seien bei der Amazonas-Synode im Oktober vergangenen Jahres jedoch nur "ein Thema von vielen" gewesen, betonte Bahlmann, der an der Versammlung teilgenommen hatte. Oberhirten und Gläubige aus ganz Amazonien hatten damals im Vatikan über pastorale, ökologische, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen der Region diskutiert. Die Synodenteilnehmer hatten sich für die Weihe bewährter, verheirateter Männer zu Priestern ausgesprochen. Papst Franziskus hatte diesen Punkt in seinem Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" jedoch nicht aufgegriffen.
"Wie können wir trotz Priestermangel weiterhin eine lebendige Kirche sein?", müsse die Leitfrage bei der Diskussion um die Seelsorge im Amazonas-Gebiet sein, so Bahlmann weiter. Ein wichtiger Schlüssel dazu sei die Stärkung der Laien, die in Amazonien bereits vielfach Führungspositionen bekleideten. Die Lebendigkeit der Kirche sei "nicht unbedingt abhängig vom geweihten Ministerium, sondern vom Engagement jedes Einzelnen". Männer und Frauen müssten daher "eine stärkere Position in unserer Kirche" bekommen, so der aus dem Bistum Münster stammende Bahlmann. Bei diesem Thema sehe er "sehr viele Chancen und Möglichkeiten".
Zudem hob der Franziskaner die hohe Bedeutung der Amazonas-Synode für die Kirche der Region hervor. Sie sei ein Meilenstein auf dem Weg der Neuorientierung der Kirche Amazoniens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65). Bei der Umsetzung der Beschlüsse des Abschlussdokuments und von "Querida Amazonia" müsse man jedoch viel Geduld haben. Gerade in den indigenen Kulturen bräuchten Veränderungen oft lange Zeit, was jedoch verhindere, dass sie "verpuffen" würden, wie es bei schnell umgesetzten Neuerungen oft der Fall sei. Bahlmann bemängelte, dass die Frage nach der Ökologie als einer der Schwerpunkte der Synode "in gewisser Weise zu kurz gekommen" sei. Dieses Thema sei im Vergleich zu den pastoralen Herausforderungen besonders drängend, denn: "Was nützen die besten Predigten, wenn wir in Zukunft keinen Lebensraum mehr haben?"
Bahlmann kritisierte außerdem die Regierung Brasiliens für ihren Umgang mit der Corona-Pandemie. Die offiziellen Zahlen der Erkrankten seien absichtlich "verheimlicht oder einfach nicht publiziert worden", um die Bevölkerung angesichts anstehender Wahlen nicht zu verunsichern. Auch habe es Fälle von Korruption im Gesundheitswesen gegeben. Ein großer Teil der Bevölkerung sei durch die Folgen der Krise "arg in Mitleidenschaft gezogen" worden, so Bahlmann. Viele Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen hätten ihre Lebensgrundlage verloren. Die Kirche der Region versuche durch den Ausbau von Gesundheitseinrichtungen und Lebensmittelspenden den Menschen konkret zu helfen. (rom)