Bode zu Messbesuchern: "Ich fürchte, viele werden nicht wiederkommen"
Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat seine Kirche aufgefordert, die Erfahrungen aus der Corona-Krise in den begonnenen Reformprozess miteinzubeziehen. "Die Frage ist, wie lebt man als Christ nach dieser Erfahrung in einer hochsäkularisierten Welt", sagte Bode dem Evangelischen Pressedienst (epd). In absehbarer Zeit würden Christen hierzulande weniger als 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Durch Corona hätten viele Menschen gemerkt, dass sie Gottesdienste auch außerhalb von Kirchen, ohne Eucharistie und ohne Priester feiern könnten. "Ich fürchte, viele werden nicht wiederkommen."
Die Bindung an eine Gemeinde werde abnehmen, sagte Bode, der auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist. "Aber von der Kirche wird umso mehr echte, existenzielle Seelsorge erwartet." Auch das habe die Corona-Krise gezeigt. Dazu bleibe die Nachfrage nach caritativ-diakonischer Begleitung und Beratung sowie nach Bildung hoch. In diesen Bereichen brächten die Menschen der Kirche noch immer viel Vertrauen entgegen. Vor diesem Hintergrund und angesichts deutlich rückläufiger Kirchensteuer-Einnahmen müssten Prioritäten neu gesetzt werden.
Der als Synodaler Weg bezeichnete Reformprozess wird Bode zufolge wegen Corona eher drei statt der angepeilten zwei Jahre dauern und somit noch weit ins Jahr 2022 reichen. Es könne nicht alles per Videokonferenz beraten und entschieden werden. Die jüngsten Entwicklungen zeigten, dass viel mehr Laien und theologisches Personal an der Kirche beteiligt werden müssten, sagte der Bischof. "Das kann nicht nur über die Priester allein gehen, die ja so wenige sind. Da müssen jetzt ganz viele mitmachen." Auch vor dem Hintergrund gottesdienstlicher Feiern mit Laien während der Corona-Krise müsse die Kirche dringend darüber sprechen, was ihr Eucharistie und Priesteramt bedeuteten.
Nicht denken, "die Römer wollen das alles nicht"
Über allem stehe die Frage, wie sich die kirchliche Lehre im Zusammenspiel von Schrift, Tradition und Lebenswirklichkeit entwickle, betonte Bode: "Wenn wir nicht lernen, dass das eine lebendige Entwicklung ist, werden wir nicht weiterkommen." Der Bischof mahnte dazu, über den Reformprozess mehr mit dem Vatikan ins Gespräch zu kommen. Der Synodale Weg dürfe in Rom nicht zum Schreckgespenst werden, als sei er der erste Schritt in die Spaltung der Kirche. Umgekehrt dürfe sich in Deutschland nicht der Gedanke aufbauen, "die Römer, die wollen das alles nicht".
Zugleich rief Bode die Gläubigen zu Geduld auf. Etwa in Bezug auf die Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder Priesterinnen spüre er eine "unglaubliche Ungeduld". Im von ihm geleiteten Frauenforum des Synodalen Weges diskutierten Bischöfe unter anderem mit Frauen, die sich zum Priestertum berufen fühlten. "Das braucht Zeit." Wenn die Frage, ob auch Frauen geweiht werden dürften, weiter offengehalten werde, sei das schon ein Erfolg, sagte Bode. Er selbst halte es für wünschenswert, dass es zum Ende seiner Amtszeit 2026 Diakoninnen in der katholischen Kirche gebe.
Beim am Ersten Advent 2019 gestarteten Synodalen Weg wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Das oberste Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung mit 230 Mitgliedern. Die nächste Versammlung soll vom 30. September bis 2. Oktober in Frankfurt stattfinden, am 4. und 5. Februar soll es zudem ein Online-Format geben. Schwerpunktthemen des Reformdialogs sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. (tmg/epd)