ZdK wegen Haltung zu israelkritischer Kampagne in der Kritik
Der ehemalige Grünen-Politiker Volker Beck hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aufgefordert, sich klar zu der gegen Israel gerichteten Boykottkampagne BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) und zum "Kairos-Palästina"-Dokument palästinensischer Christen zu äußern. Eine entsprechende Antwort von ZdK-Präsident Thomas Sternberg an ihn sei "inhaltlich enttäuschend" und ein Beispiel der "Orientierungslosigkeit", erklärte Beck am Freitag auf "Facebook". Die "Jüdische Allgemeine" hatte zuerst darüber berichtet.
Hintergrund ist eine Äußerung von ZdK-Generalsekretär Marc Frings auf Twitter vom 23. Dezember 2020, in dem er die "Initiative GG 5.3. Weltoffenheit" mehrerer deutscher Kulturinstitutionen gelobt hatte, die sich gegen die Verurteilung der BDS-Bewegung durch den Bundestag als antisemitisch wandte. Frings hatte geschrieben: "Großartig, wie Initiative GG 5.3 #Weltoffenheit BDS zurück auf die Agenda gebracht hat. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat gesprochen. Wichtiges Signal, auch an die Städte. Der weltweite Schaden und das öffentliche Klima lassen sich aber nicht mehr zurückdrehen."
Beck kritisierte ihn deshalb in einem Beitrag in der "Welt": "Wohlgemerkt den Boykott (BDS) will er auf der Tagesordnung sehen, nicht etwa den kritischen Dialog mit Boykotteuren führen. Das mag beim ZdK erstaunen, bei Herrn Frings weniger", so Beck unter Hinweis auf Frings' frühere Tätigkeit für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah. Dabei sei er "nicht müde" geworden, Vertreter des "Kairos-Palästina"-Dokuments zu bewerben, "das BDS mit traditionellen Elementen christlich-antijudaistischer Enterbungstheologie verbindet", so Beck.
Der "Jüdischen Allgemeinen" sagte Beck, der Lehrbeauftragter am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (Ceres) der Ruhr-Universität Bochum ist: "Das ZdK muss angesichts der Umtriebe seines Generalsekretärs klären, wie es zu BDS und zum Antijudaismus des Kairos-Palästina-Dokument steht. Es darf keine Halbheiten geben."
Keine "ausbuchstabierte" Position
Sternberg äußerte sich dazu jetzt per Brief an Beck, der daraus auszugsweise zitierte. Demnach habe das ZdK keine "ausbuchstabierte" Position zur BDS-Bewegung, es habe sich "nicht explizit" mit der Kampagne beschäftigt. Frings habe in dem Tweet seine Privatmeinung geäußert und auf den schmalen Grat hingewiesen, der mit der immer wieder aufkeimenden Diskussion zu BDS sichtbar werde.
Auf Nachfrage der "Jüdischen Allgemeinen" erklärte das Katholiken-Komitee ebenfalls am Freitag: "Das ZdK unterstützt alle Bemühungen, die zu einem friedlichen Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinensern beitragen. Das schließt Boykottkampagnen aus." Zugleich äußert Frings laut Zeitung sein Bedauern, dass es zu Verwirrungen um den Tweet gekommen sei: "Ich spreche mich darin nicht für die Anliegen der BDS-Kampagne aus, sondern unterstütze eine differenziertere Betrachtung, weil der erwähnte Bundestagsbeschluss von 2019 zu einer Verunsicherung bei jenen geführt hat, die sich in der Region und weltweit für Verständigung und Ausgleich einsetzen." (KNA)