Wegen Debatte um FFP2-Masken: Kein strenger Barterlass in Oberammergau
Angesichts der Corona-Pandemie und der aktuellen Debatte um eine mangelhafte Wirksamkeit von FFP2-Masken bei Bartträgern wollen die Oberammergauer Passionsspiele bei ihrem traditionellen "Haar- und Barterlass" vorerst ein Auge zudrücken. Wenn der Erlass am Aschermittwoch verkündet werde, liege der Fokus klar auf den Haaren der Mitwirkenden, "da es ja seine Zeit dauert, bis die Haare eine gewisse Länge haben", sagte eine Sprecherin der Passionsspiele am Donnerstag auf Anfrage von katholisch.de. Und weiter: "Der Bart ist natürlich auch wichtig, da sind wir aber in der derzeitigen Situation nicht streng." Wichtiger sei, dass die FFP2-Maske richtig sitze. Für einen vorzeigbaren Bart würde auch ein Vorlauf von zwei bis drei Monaten vor der ersten Aufführung reichen, so die Sprecherin.
Hintergrund der Debatte sind Aussagen von Experten, nach denen die Wirksamkeit von FFP2-Masken durch einen Bart verloren geht. "Ein Vollbart kann die Abdichtung der Maske beeinträchtigen und damit natürlich die Schutzwirkung verringern", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum. Die FFP2-Maske funktioniere nur, wenn sie wirklich dicht sei. "Luft sucht sich nun einmal den Weg des geringsten Widerstands und damit auch jede Lücke", so Baum weiter. Der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung, Christof Asbach, betonte gegenüber dem "Spiegel" zudem, dass eine FFP2-Maske schon durch Bartstoppeln nicht mehr eng genug anliege. "Im Grunde bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, sich zu rasieren", sagte Asbach.
Ursprung des "Haar- und Barterlasses" nicht genau belegt
Die weltbekannten Oberammergauer Passionsspiele, bei denen die Leidens- und Sterbegeschichte Jesu erzählt wird, sollten eigentlich bereits im vergangenen Jahr stattfinden. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten sie jedoch verschoben werden und sollen nun am 14. Mai 2022 beginnen. Bis zum 2. Oktober 2022 sind den Angaben zufolge mehr als 100 Aufführungen geplant. Zur Tradition der Passionsspiele gehört es, dass einige Monate vor der ersten Aufführung ein "Haar- und Barterlass" verkündet wird. Ab diesem Zeitpunkt müssen sich fast alle teilnehmenden Darsteller die Haare wachsen und die Männer auch den Bart sprießen lassen. Nur die jungen Römerdarsteller, die Orchestermitglieder und die im Hintergrund tätigen Mitarbeiter der Passionsspiel sind von dem Erlass befreit.
Seit wann es die Tradition des "Haar- und Barterlasses" gibt, ist in den Geschichtsbüchern nicht genau belegt. Um 1750, rund 120 Jahre nach den ersten Passionsspielen, findet sich in den Aufzeichnungen, dass für das Ankleben von Perücken an einem der Darsteller sieben Gulden bezahlt wurden. Ab 1830 war dann alles echt, wie aus den Notizen eines englischen Touristen hervorgeht. Nach und nach belegten zudem Fotos diese Entwicklung, wie es heißt. Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger amüsierte sich 1910 ebenfalls über die Langhaarigen im Dorfbild. (stz)