Essen: Katholische Fakultäten müssen Legitimation neu begründen
In der Debatte um die Zukunft der katholisch-theologischen Fakultäten plädiert der Theologe Georg Essen für eine Neuausrichtung in Lehre und Legitimation. Der rechtliche Bestandsschutz sei in der Regel an die Ausbildung von Priesteramtskandidaten gekoppelt ist, schreibt Essen in einem Beitrag der "Herder Korrespondenz" (Februar). Deren Zahl sinke allerdings dramatisch. Zudem entstehe durch die ebenfalls sinkende Zahl von Theologiestudierenden weiterer Legitimationsdruck, so der Berliner Professor für Systematische Theologie.
Der geschäftsführender Direktor des Instituts für Katholische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität führte weiter aus: "Fakultäten sollte es in Zukunft nicht bereits dort geben, wo ihnen ein ohnehin delegitimierter Rechtsrahmen ein privilegiertes Existenzrecht beschert, sondern dort, wo eine Fakultät ein valides Konzept für Lehre und Forschung sowie eine sozioreligiös orientierte third mission vorlegen kann, das obendrein in die jeweilige gesamtuniversitäre Strategieplanung integriert ist." Experimentierräume der "privilegierten Art" könnten und sollten darüber hinaus Hochschulstandorte sein, an denen konfessions- beziehungsweise religionsübergreifende Theologien und religionsbezogene Wissenschaften institutionell miteinander kooperieren, so Essen.
Strukturreform des theologischen Magister-Abschlusses
Ferner empfielt er, über eine Strukturreform des theologischen Magister-Abschlusses "gründlich nachzudenken" und etwa die "überkomplexe Fächervielfalt" kritisch zu prüfen. "Diskussionen über eine auf Entdifferenzierung setzende Enzyklopädiestrategie für den Fächerkanon der Theologie ist meines Erachtens fällig", hob Essen hervor. "Fraglich ist, ob das derzeitige Disziplinenensemble in den theologischen Fakultäten noch in der Lage ist, die genannten gesellschaftlichen Herausforderungen theologieintern zu reflektieren."
Die Debatte über die Zukunft katholischer Fakultäten in Deutschland wurde durch ein im Juni veröffentlichtes Papier einer DBK-Arbeitsgruppe zur Qualitätssicherung in der Priesterausbildung ausgelöst. Es sieht unter anderem vor, die Phase vor dem Hauptstudium künftig nur noch in Freiburg und Bamberg stattfinden zu lassen, das eigentliche Hochschulstudium dann in München, Münster und Mainz. Für die abschließende Ausbildung im Pastoralkurs schlägt die Gruppe eine Zusammenarbeit von Paderborn mit Erfurt und Rottenburg-Stuttgart sowie einen bayerischen Standort vor. Mehrere Universitäten befürchten eine Schwächung ihrer theologischen Fakultäten und eine Aufteilung in Hochschulen erster und zweiter Klasse. Zudem wandten sich auch Bischöfe gegen das Papier. (tmg/KNA)