Gemeinsame Erklärung zum Jahrestag des ersten Corona-Falls in Deutschland

Bischof Jung und Mediziner Stich: Corona ist Chance für Umkehr

Veröffentlicht am 26.01.2021 um 12:14 Uhr – Lesedauer: 

Würzburg ‐ Vor einem Jahr wurde der erste positive Corona-Fall in Deutschland bekannt. Zum Jahrestag rufen der Würzburger Bischof Franz Jung und Mediziner August Stich vom Missionsärztlichen Institut Würzburg dazu auf, Lehren aus der Pandemie zu ziehen.

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Der Würzburger Bischof Franz Jung und der Mediziner August Stich vom Missionsärztlichen Institut Würzburg haben dazu aufgerufen, die Corona-Pandemie als Gelegenheit zum Überdenken der eigenen Handlungsmuster zu sehen. "Wir haben jetzt die Chance, gemeinsam einen neuen Weg nach vorne einzuschlagen, der uns nicht nur helfen wird, diese Pandemie zu überwinden, sondern uns vorbereitet auf eine Welt, in der wir verantwortungsvoll mit den Lebensgrundlagen dieses Planeten und den Rechten aller Menschen umgehen", schreiben beide in einer gemeinsamen Erklärung am Dienstag. Anlass für das Schreiben ist der erste positive Corona-Fall in Deutschland vor einem Jahr.

"Die schmerzlichen Erfahrungen dieses vergangenen Jahres können uns helfen zu begreifen, dass wir, jede und jeder Einzelne von uns, die Pandemie als Anlass nehmen sollten, Grundlegendes zu überdenken", betonen der Bischof und der Mediziner. Unser Konsumverhalten müsse dahingehend geändert werden, nachhaltig zu wirtschaften und die natürlichen Ressourcen des Planeten zu wahren. "Nehmen wir also unsere Verantwortung als Christinnen und Christen in dieser Welt wahr, solidarisch füreinander und miteinander da zu sein. Haben wir den Mut zur Veränderung in unserem eigenen Land und weltweit."

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Die Pandemie habe das Leben der Menschen "einschneidend" verändert und werde noch "weitreichende Konsequenzen für uns alle haben", betonen beide. "Wir müssen uns im Bewusstsein halten, dass die Pandemie nicht in Deutschland und nicht in Europa zu besiegen ist, sondern nur, wenn alle weltweit zusammenstehen und füreinander und miteinander handeln."

Die Gesellschaft müsse Lehren aus der Pandemie ziehen. "Corona hat uns, unserem Gesundheitssystem und unserer Gesellschaft in vielfacher Weise einen Spiegel vorgehalten und versetzt uns in die Lage, jetzt Entscheidungen zu treffen, wohin künftige Entwicklungen gehen sollen", heißt es weiter. Papst Franziskus mahne immer wieder, dass ein "Weiter so" oder ein "Zurück zum Alten" nicht der Weg sei, "auf den wir Christen uns begeben dürfen", schreiben Jung und Stich. "Wir wollen nicht zurück in eine Welt, die ihren Erfolg über immerwährendes Wachstum und Mehrung von materiellem Wohlstand definiert." Dieser beruhe auf der Ausbeutung von Armen und der Vernichtung der Lebensgrundlage zukünftiger Generationen.

Es werde nicht ohne Verzicht auch für den Einzelnen gehen, "damit Wohlstand und Gesundheit nicht ein Privileg weniger Menschen, Nationen und Kontinente ist, sondern tatsächlich ein Gut für alle. Um nicht weniger darf es uns gehen", schreiben Jung und Stich. Mit Blick auf die in wenigen Wochen beginnende österliche Bußzeit könnten die Stichworte Innehalten, Nachdenken, Umkehren und Neuanfangen daher eine besondere Aktualität erhalten. (cbr)