Leiterin des Neuevangelisierungs-Instituts Mende befürwortet Priester-Zölibat

Augsburger Institutsleiterin: Kirchenkrisen kommen von Gotteskrise

Veröffentlicht am 01.02.2021 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Augsburg ‐ Im September geht Ordensfrau Theresia Mende als Leiterin des Neuevangelisierungs-Instituts im Bistum Augsburg in den Ruhestand. Jetzt hat sie sich über die Krisen in der Kirche geäußert – und Tipps für eine Erneuerung des Priester-Zölibats gegeben.

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Aus der Sicht der scheidenden Leiterin des Instituts für Neuevangelisierung im Bistum Augsburg, Schwester Theresia Mende, gibt es derzeit viele Krisen in der Kirche. "Aber all diese Krisen sind im Grunde nur Ausfaltungen der einen grundlegenden Krise, der Gotteskrise", sagte die Dominikanerin im Interview der aktuellen Beilage "welt & kirche" der "Tagespost".

Gerade in den ursprünglichen christlichen Ländern Europas scheine die Lebendigkeit des Glaubens sowie die Innigkeit und "die existenzielle Kraft der Gottesbeziehung" häufig erstarrt zu sein, so Mende weiter. "Wir haben hier nicht so sehr das Problem eines kämpferischen Atheismus – wenn es das vereinzelt natürlich auch gibt – wir haben das weit größere Problem, dass die Mehrheit der Christen, obwohl sie getauft sind, so dahinleben, als ob es Gott nicht gäbe." Hinzu komme, dass in manchen katholischen Gegenden Deutschlands Glaube und kirchliches Leben zur Tradition geworden seien. Diese Tradition könne zwar über Strecken des Lebens Halt und Orientierung bieten, die "das ganze Leben tragende Beziehung zu Jesus" fehle jedoch.

An diesem Punkt setze die Neuevangelisierung an. Sie wolle Menschen, "die die traditionellen Glaubensvollzüge der Kirche innerlich nicht mehr mitvollziehen können, weil sie sie als veraltete Traditionen oder lästige Pflichterfüllung erleben, auf neuen Wegen zu einer tiefen, persönlichen Begegnung mit Jesus Christus führen, sodass der Funke der Liebe überspringt und sie sich in die Nachfolge rufen lassen", so die promovierte Theologin.

Schwester Theresia Mende
Bild: ©privat (Archivbild)

Seit 2018 leitet Schwester Theresia Mende das Institut für Neuevangelisierung im Bistum Augsburg. Zum 1. September geht sie in den Ruhestand, das Institut wird dann von der Abteilung Evangelisierung abgelöst.

Angesprochen auf die Diskussion um die Erneuerung priesterlicher Lebensformen beim Synodalen Weg sprach Mende sich gegen eine Abschaffung des Priester-Zölibats aus. Der Zölibat sei "ein hohes und dem Priesteramt angemessenes Gut", das die katholische Kirche bewahrt habe. "Eine Erneuerung der priesterlichen Lebensform sehe ich nicht in einer Aufhebung, sondern in der sorgfältigen Pflege einer persönlichen, lebendigen Beziehung zu Jesus Christus, konkret in einer stärkeren Hinwendung zum persönlichen Gebet", betonte Mende. Sie sei überzeugt, "dass die regelmäßige, wenn möglich tägliche eucharistische Anbetung für den Priester eine revolutionäre Erneuerung seiner zölibatären Lebensform bedeuten würde und dass dann der Zölibat gar keine Frage mehr, sondern ein Bedürfnis der Liebe wäre."

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass das Institut für Neuevangelisierung im Rahmen einer Umstrukturierung der übergeordneten diözesanen Hauptabteilung zum 1. September von der Abteilung Evangelisierung abgelöst wird. Diese wird eine neue Führung erhalten, da Schwester Theresia Mende in den Ruhestand geht. Das Institut für Neuevangelisierung wurde 2012 auf Initiative von Bischof Konrad Zdarsa gegründet und ist in der kirchlichen Landschaft in Deutschland einmalig. (cbr)