"Zwischenfazit" vom digitalen Austausch des Synodalen Wegs

Synodale Kohlberger: Online-Konferenz läuft besser als erwartet

Veröffentlicht am 05.02.2021 um 15:27 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Viola Kohlberger gehört zu den jüngeren Teilnehmerinnen des Synodalen Wegs. Im Gespräch mit katholisch.de berichtet sie über ihre bisherigen Eindrücke von der Online-Konferenz – inhaltlich wie technisch. Zudem erklärt sie, bei welchen Themen junge Menschen unbedingt ihre Perspektive einbringen sollen.

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Wie verläuft die Online-Konferenz des Synodalen Wegs bisher? Viola Kohlberger, Vorsitzende des Augsburger Diözesanverbands der Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), gibt einen Einblick.

Frage: Frau Kohlberger, wie ist Ihr Eindruck von der Online-Konferenz des Synodalen Wegs?

Kohlberger: Wesentlich besser als erwartet. Die Moderation der einzelnen Abschnitte hat gut funktioniert. Vor allem die Gespräche in den Kleingruppen fand ich sehr gut. In dem Hearing zur Sexualmoral etwa, bei dem ich dabei war, haben die Leute kurz und prägnant gesagt, was sie denken. Ich glaube, es hilft uns sehr weiter, wenn wir uns nicht in Monologen verlieren.

Frage: Was hat bisher am meisten Nachhall bei Ihnen erzeugt?

Kohlberger: Auf jeden Fall die drei Statements der Vertreterinnen und Verteter aus dem Betroffenenbeirat. Das hat mich sehr bewegt. Durch sie haben wir noch mal eine starke Kraft für den Synodalen Weg bekommen. Dass die Betroffenen von Missbrauch in der Kirche nicht schon früher eingebunden wurden, war wirklich ein Fehler. Ich finde es ein starkes Zeichen, dass es aus dem Kreis der Betroffenen Leute gibt, die sich an unserem Prozess beteiligen. Das motiviert mich auch selbst wieder.

Was mir auch im Kopf geblieben ist aus dem Hearing zum Sexualmoralforum ist ein Statement von Mara Klein. Wir haben darüber gesprochen, dass Sexualität die Menschen verletzlich macht und sie hat festgestellt, dass es nicht die Verletzlichkeit des Menschen ist, die problematisch ist, sondern eben die von kirchlichen Amtsinhabern praktizierte Machtausübung und Fremdbestimmung – und dass das zu Schäden und zu Missbrauch führt. Das finde ich wichtig: Sexualität an sich ist nicht das Problem.

Logo zum "synodalen Weg"
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Symbolbild)

Dass die Betroffenen von Missbrauch in der Kirche nicht schon früher in den Synodalen Weg eingebunden wurden, hält Viola Kohlberger für einen Fehler.

Frage: Sie selbst sind keinem der vier Synodalforen zugeteilt. War es deshalb für Sie wichtig, dass es diese Online-Konferenz als Zwischenschritt gibt, um sich einen Überblick über den Beratungsstand zu verschaffen?

Kohlberger: Was den Beratungsstand betrifft, hatte die Online-Konferenz für mich zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Mehrwert. Das liegt daran, dass ich durch den Austausch mit anderen Synodalen im Vorfeld gut informiert bin. Vor allem wir junge Synodale haben uns während des vergangenen Jahres immer wieder getroffen und ausgetauscht, dadurch waren wir stets auf dem aktuellen Stand. Ich weiß aber auch, dass andere Synodale diesen Austausch nicht hatten, daher halte ich diese Online-Konferenz für wichtig. Ich hätte mich gefreut, wenn sie eine richtige Synodalversammlung gewesen wäre, bei der wir Texte hätten beschließen können. Ich bin aber froh, dass wir uns trotzdem besprechen können. Ich habe bisher auch den Eindruck, dass alle aus den inhaltlichen Debatten viele Anregungen mitnehmen können.

Frage: Sie sind eine der jüngeren Teilnehmerinnen des Synodalen Wegs. Werden beim Reformprozess die Themen abgebildet, die junge Christen besonders bewegen?

Kohlberger: Zum Teil ja, zum Teil bewegen sie die jungen Christinnen und Christen auch nicht mehr. Gerade im Bereich der Sexualmoral reden wir beim Synodalen Weg manchmal über Dinge, die den meisten Jugendlichen egal sind. Oder wenn wir zum Beispiel über den Predigtdienst von Laiinnen und Laien in der Eucharistiefeier sprechen: Das interessiert junge Menschen herzlich wenig, weil sie von dem Verbot, dass Nicht-Geweihte in der Eucharistiefeier nicht predigen dürfen, überhaupt nichts wissen. Für ganz viele ist es selbstverständlich, dass das jede und jeder machen kann, die oder der die entsprechende Ausbildung oder Qualifikation hat. Aber viele andere Dinge sind relevant, etwa die Gleichberechtigung aller Geschlechter. Es ist sehr wichtig, dass wir in diesem Bereich als junge Menschen unsere Perspektive einbringen.

Frage: Sie kommen aus der Generation der "Digital Natives". Haben Sie den Eindruck, dass auch die älteren Teilnehmer des Synodalen Wegs mit diesem Online-Format umgehen können?

Kohlberger: Tatsächlich nehme ich da schon hin und wieder Schwierigkeiten wahr. Manche Leute schaffen es nicht, ihr Mikrofon anzustellen, wenn sie etwas sagen. Bei einem Workshop, den ich geleitet habe, habe ich einen Link in den Chat gestellt, den eine Teilnehmerin nicht öffnen konnte. Als ich zu ihr gesagt habe, dass sie einen anderen Browser benutzen soll, war sie etwas überfordert. Aber viele machen da große Lernfortschritte, und ich bin begeistert, dass das bei dem meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern problemlos klappt.

Von Matthias Altmann