Livestream-Gottesdienste bärgen Gefahr einer "Show"

Messe feiern: Passauer Bischof Oster mag es schlicht

Veröffentlicht am 18.02.2021 um 16:04 Uhr – Lesedauer: 

Passau ‐ "Es gibt eine schlichte Feierlichkeit, würdig, das ist mir ganz wichtig": Passaus Bischof Stefan Oster bevorzugt Messen ohne großes Brimborium. Auch gibt er Tipps zur Mitfeier digitaler Gottesdienste – und kündigt neue Angebote in seinem Bistum an.

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Der Passauer Bischof Stefan Oster bevorzugt Messfeiern ohne großes Brimborium. Ihm sei daran gelegen, "den Gottesdienst so selbstverständlich wie möglich zu feiern", sagte Oster in einem Interview mit dem "Passauer Bistumsblatt". "Es gibt eine schlichte Feierlichkeit, würdig, das ist mir ganz wichtig."

Mit Blick auf in der Pandemie forcierte Gottesdienstübertragungen im TV und Internet sagte der Bischof: "Die Versuchung ist, dass man zu viel gewissermaßen Show daraus macht, damit man irgendwelche Effekte erzielt, dass man zu viel auf die Menschen eingeht, die den Gottesdienst mitverfolgen." Er habe als Zelebrant versucht, "einfach ganz normal wie immer im Gottesdienst da zu sein". Die Anwesenheit von Musikern, Ministrantinnen und Lektoren habe ihm dabei sehr geholfen.

Digitale Gottesdienste kein gleichwertiger Ersatz

Digitale Gottesdienste seien kein gleichwertiger Ersatz für die auch leiblich-sinnlich erfahrene Gemeinschaft, sagte Oster. Wie ein Mensch daheim solche Übertragungen mitverfolge, müsse jeder selbst entscheiden. Wenn einer nur die Predigt hören wolle und daneben Kaffee trinke, könne er es ihm nicht verbieten. Wer aber ernsthaft mitfeiern wolle, sollte sich vielleicht "No-Gos" selbst auferlegen, verbunden mit der Frage, was er in einer Kirche auf keinen Fall tun würde.

Oster berichtete, der Zuspruch auf die bisher ausgestrahlten Gottesdienste sei groß, die Rückmeldungen seien "sehr, sehr positiv". "Die Menschen würdigen das Gesamtpaket: die musikalische Gestaltung, die gut ausgewählten Bilder, die wir senden, die Art der Verkündigung." Offenbar tue den Menschen auch gut, dass sie "heimatliche, regionale Gefühle" erlebten, "weil sie ihren Bischof sehen, weil sie ihre Kirche, ihren Dom sehen".

Der Bischof will mit seinem Team daher weitere ergänzende Angebote zu den Übertragungen machen. Die Möglichkeit zur telefonischen Rückmeldung solle ausgebaut werden. Außerdem seien vorab hinführende Videos und weitere Angebote auf der Internetseite des Bistums zur Vorbereitung der Gottesdienste geplant.

In den Gemeinden des Bistums Passau soll zudem am 27. Februar in Gottesdiensten der an Covid-19 Verstorbenen gedacht werden. Bischof Oster werde den Sonntagsgottesdienst am Tag darauf ebenfalls für die Corona-Opfer feiern, wie das Bistum am Donnerstag mitteilte. "Wir wollen als Kirche der Trauer von Menschen, die Angehörige an das Virus verloren haben, gebührenden Raum geben und die Botschaft der Hoffnung, die Christus in diese Welt gebracht hat, weitergeben", sagte Oster. Das Seelsorgeamt werde für die Gestaltung der Gottesdienste Gebetstexte und Lieder vorbereiten. Für den 18. April, an dem auf Anregung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine staatliche Gedenkfeier zur Erinnerung an die Toten der Pandemie in Berlin stattfinden soll, ist in der Passauer Matthäus-Kirche ein ökumenischer Gottesdienst geplant. Einen solchen soll es an dem Tag auch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin geben. (tmg/KNA)