Christen beklagen unkritische Haltung zu Politik des Ex-Präsidenten

Wegen Trump: Petition fordert Visitation für US-Bischofskonferenz

Veröffentlicht am 03.03.2021 um 13:54 Uhr – Lesedauer: 

Washington ‐ Seit Januar offiziell Geschichte, doch vier Jahre Trump wirken nach: So erzürnt die Haltung der US-Bischöfe zur Politik des Republikaners einige gläubige Amerikaner noch immer. Deshalb wünschen sie sich eine Untersuchung durch Papst Franziskus.

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Einen Monat nach Veröffentlichung haben über 21.500 Menschen eine Online-Petition unterzeichnet, die eine päpstliche Untersuchung der US-Bischofskonferenz wegen deren vermeintlich kritikloser Haltung gegen Ex-Präsident Donald Trump fordert. Die Bischöfe hätten vier Jahre lang "die Menschen an den Rändern der Gesellschaft vernachlässigt" und stattdessen Partei für Trump ergriffen, heißt es im Text der Petition auf der Website der ökumenischen Organisation "Faithful America".

"Die Bischofskonferenz äußerte keine Kritik an der Regierung Trump, obwohl der Präsident Kinder von ihren Eltern trennen ließ, Grundpfeiler des Umweltschutzes abbaute, die Pandemie ignorierte und die Todesstrafe auf Bundesebene wieder einführte", heißt es in der Petition weiter. Im Verbund mit ihren ökumenischen Partnern forderten die US-Katholiken mit dieser Aktion deshalb eine Untersuchung der Bischofskonferenz durch den Papst in Form einer Visitation. Diese solle zu institutionellen Veränderungen führen und die Katholiken der USA im Geist der Kooperation wieder zusammenführen.

Lob für Trump, Kritik an Biden

Angeregt wurde die Petition durch einen Kommentar in der christlichen Zeitschrift "National Catholic Reporter" aus Kansas City, KA. In dem Ende Januar erschienenen Text heißt es, die Bischöfe seien unfähig, die christliche Botschaft in seiner vollen Bandbreite zu repräsentieren sowie im Namen aller US-Katholiken zu handeln. Während sie die Anti-Abtreibungspolitik Trumps begrüßten, hätten die Bischöfe zum Geschehen an der US-mexikanischen Grenze oder zu dem Mord an George Floyd keine deutlichen Worte der Kritik gefunden. Gleichzeitig habe der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof José Gomez, bereits in seinem Begrüßungsschreiben an den neuen Präsidenten Joe Biden, sechs Felder "starker Opposition" benannt.

Die US-amerikanische Non-Profit-Organisation "Faithful America" ist nach eigenen Angaben die größte Online-Community von Christen verschiedener Konfessionen, die sich aus ihrem Glauben heraus für aktuelle soziale Themen engagieren wollen. Hervorgegangen aus einem 2004 initiierten Projekt des Nationalen Kirchenrats der USA, einem ökumenischen Gremium mehrerer protestantischer und orthodoxer Kirchen, will "Faithful America" heute Sammelbecken für verschiedene Graswurzelbewegungen des progressiven christlichen Spektrums sein. Getreu dem Motto "Love thy neighbour. No exceptions" ("Liebe deinen Nächsten. Ohne Ausnahme.") finden sich Petitionen zu Themen des Umweltschutzes, zur Flüchtlingshilfe und für ein Ende der Diskriminierung von LGBT-Personen auf der Seite der Organisation. Als einen ihrer jüngsten Erfolge bezeichnet sie die Einstellung der Fernsehsendung des evangelikalen Pastors Jim Bakker, der dort er eine Silberlösung als vermeintliches Wundermittel gegen das Coronavirus bewarb. Seit Juni 2019 wird die Organisation von Nathan Empsall geleitet, einem Priester der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika. (cst)