Bischof Overbeck: Corona-Krise ist "Test für den Glauben"
Die Corona-Krise ist nach Ansicht des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck nicht zuletzt ein "Test für den Glauben". Die Pandemie sei allerdings "kein apokalyptisches Ereignis", sagte er dem italienischen Informationsdienst SIR (Donnerstag). Vielmehr handele es sich um ein "natürliches Phänomen", dem man durch entschlossenes Handeln begegnen müsse. Dabei könne auch der christliche Glaube wichtige Antworten geben.
"Das Coronavirus hat den Menschen, der sich vor allem in Europa unbesiegbar glaubte, mit seiner Zerbrechlichkeit konfrontiert", sagte der Vizepräsident der EU-Bischofskommission COMECE. Es zwinge die Menschen, ihr "individuelles und kollektives Gewissen zu prüfen". Die zentrale Frage sei, wie man - beginnend vor allem mit den Armen und Schwächsten - das Gemeinwohl sichern könne.
"Schrei der Verzweiflung"
"Ich nehme einen Schrei der Verzweiflung wahr, der auf Gefühlen von Unsicherheit und Ohnmacht beruht", so Overbeck. Viele Betroffene hätten ihre Arbeit verloren. Andere seien isoliert zu Hause und mit der Krise überfordert. Er sehe die große Gefahr, dass die EU-Staaten zuerst an sich selbst und ihre eigenen Interessen denken könnten. Das aber führe "zu nichts". Nur "mit einem gemeinsamen wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Projekt" werde Europa erfolgreich sein.
Auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hatte die Pandemie kürzlich als eine Prüfung im Glauben bezeichnet, "biblisch gesprochen: eine Versuchung". In seinem Hirtenwort zur Fastenzeit schrieb Voderholzer, von der gegenwärtigen Pandemie könnten Christen sagen: "Gott lässt sie zu - wie auch manch andere Katastrophe. Das ist für uns unbegreiflich und schmerzhaft. Aber wenn wir uns davon nicht irremachen lassen, können wir vielleicht sogar daran wachsen, so dass der Glaube inniger, die Hoffnung tiefer und die Liebe lebendiger werden." (tmg/KNA)