Ex-Generalvikar Beer bedauert fehlende Rücktritte in Köln
Peter Beer, Professor am päpstlichen Kinderschutzzentrum in Rom und früherer Münchner Generalvikar, bedauert das bisherige Fehlen von Rücktritten bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln. Er vergleicht die Situation des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki in der "Bild"-Zeitung (Mittwoch) mit der Alkoholfahrt der früheren evangelischen Bischöfin Margot Käßmann 2010. Diese habe bereits wegen einer Trunkenheitsfahrt ohne Personenschaden für sich die Notwendigkeit eines Rücktritts gesehen.
"Leider ist keiner der Verantwortlichen trotz ausgelöster erheblicher Schäden für Leib und Seele von Kindern und Jugendlichen bisher zu so einem Schritt bereit", so der Professor der Universität Gregoriana. Beer fordert von den Bischöfen: "Wer Glauben verkünden will, muss glaubwürdig sein. Diese Glaubwürdigkeit hängt sehr stark daran, dass das, was man sagt oder ankündigt, mit dem übereinstimmt, was man dann tut." Unstimmigkeiten, Abweichungen oder Widersprüchlichkeiten wirkten - "verheerend. So schafft man sich selbst ab."
Es gehe nicht darum, "sogenannte Mitbrüder zu schützen..."
Jeder Bischof und Generalvikar müsse sich selbst befragen, inwiefern er dazu beigetragen habe, dass Vertuschung funktioniert; und wie ernst er den kirchlichen Anspruch genommen habe, auf Seiten der Schwachen und Hilflosen zu stehen. Es brauche einen "Mentalitäts- und Einstellungswandel". Es gehe nicht darum, "sogenannte Mitbrüder zu schützen, die schuldig geworden" seien. Wichtig sei, "Kinder und Jugendliche zu schützen und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen".
Nach monatelangem Streit präsentieren Juristen am Donnerstag ein Missbrauchsgutachten für das Erzbistum Köln. Das Team um Strafrechtler Björn Gercke hat den Umgang der Bistumsspitze mit Fällen sexualisierter Gewalt untersucht und soll Vertuscher unter den Verantwortlichen beim Namen nennen. Es handelt sich um die zweite Ausarbeitung für das Erzbistum - ein erstes Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) wurde zunächst nicht wie vorgesehen veröffentlicht, weil Kardinal Rainer Maria Woelki es für mangelhaft hält. Kritiker warfen ihm deshalb mangelnden Aufklärungswillen vor. Kommende Woche will das Erzbistum die WSW-Untersuchung nun doch vorlegen. Sie soll etwa für Betroffene, Journalisten und weitere Interessierte einsehbar sein. (tmg/KNA)