Nach "Nein" der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare

Dogmatiker Seewald blickt skeptisch auf weiteren Synodalen Weg

Veröffentlicht am 17.03.2021 um 11:28 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Er frage sich, über was der Reformprozess noch beraten wolle und was er noch beschließen könne: Der Dogmatiker Michael Seewald blickt nach dem "Nein" der Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Paare skeptisch auf den Synodalen Weg.

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Der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald blickt nach dem "Nein" der römischen Glaubenskongregation zur Segnung homosexueller Partnerschaften mit Skepsis auf den weiteren Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland. "Für den Synodalen Weg ist das sehr schädlich", sagte Seewald am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit Blick auf die Note aus dem Vatikan. Er frage sich, über was der Reformprozess noch beraten wolle und was er noch beschließen könne. Die Themen von drei der vier Synodalforen seien vom Vatikan bereits "abgeräumt" worden.

Römische Erklärung stark auf Deutschland zugeschnitten

So habe der Papst nach der Amazonassynode im Oktober 2019 trotz gegenteiliger Erwartungen noch einmal die Bedeutung des Zölibats betont, betonte Seewald. Bei der Öffnung des Priesteramts für Frauen sei auf keinen Fall mit einem Entgegenkommen Roms zu rechnen. Und nun seien auch noch Segnungen homosexueller Paare verboten worden. "Das heißt: Drei von vier Synodalforen sind von Rom bereits so eingehegt, dass Bewegung in ihnen sehr unwahrscheinlich ist", so der Dogmatikprofessor wörtlich.

Der Text der am Montag veröffentlichten Erklärung der Glaubenskongregation sei stark auf Deutschland und den Synodalen Weg zugeschnitten, erklärte Seewald. Natürlich spiele das Thema auch in anderen westlichen Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA eine Rolle, aber der Synodale Weg sei international einmalig und werde deshalb sehr genau verfolgt. Zudem gebe es in Deutschland Bischöfe, die Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare mehr oder weniger offen duldeten.

"Papst und Kongregation schlagen ganz unterschiedlichen Ton an"

Seewald erinnerte daran, dass sich Franziskus vergangenes Jahr noch zustimmend zu homosexuellen Lebensgemeinschaften geäußert habe. "Der Papst bezog sich in seinen Äußerungen allerdings auf zivile Formen der rechtlichen Anerkennung. Die Glaubenskongregation spricht jetzt über kirchliche Segnungen. Das sind zwei verschiedene Dinge, die moraltheologisch aber zusammenhängen." Auffällig sei auch, dass Papst und Kongregation einen ganz unterschiedlichen Ton anschlügen: "Der Papst äußert sich wertschätzend, die Glaubenskongregation aber behauptet, dass gleichgeschlechtliche Paare angeblich 'objektiv' gegen die 'geoffenbarten Pläne Gottes' verstoßen würden", so Seewald.

Der Synodale Weg war Ende 2019 als Reaktion auf die MHG-Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" gestartet worden. Das von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) getragene Format soll über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten und Vorschläge für Reformen erarbeiten. Die inhaltliche Arbeit des Reformprozesses findet weitgehend in den vier Synodalforen "Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag", "Priesterliche Existenz heute", "Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche" und "Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft" statt. (stz)