Ex-Generalvikar Feldhoff zieht Konsequenzen aus Kölner Gutachten
Nach Vorwürfen, Missbrauch vertuscht zu haben, zieht sich der ehemalige Kölner Generalvikar Norbert Feldhoff (81) aus dem Priesterrat des Erzbistums zurück. Er nehme die Anschuldigungen aus einer zuvor veröffentlichten Untersuchung an, schrieb Feldhoff am Donnerstag in einer persönlichen Stellungnahme.
Zuvor stellten Juristen ein Gutachten vor, für das sie Übergriffe und Grenzverletzungen zwischen 1975 und 2018 untersucht hatten. Sie zählten 202 Beschuldigte sowie 314 Betroffene. Die Anwälte stellten 75 Pflichtverletzungen von acht lebenden und verstorbenen Verantwortlichen fest. 13 Mal soll Feldhoff seinen Pflichten nicht nachgekommen sein, indem er zum Beispiel nicht zur Aufklärung beitrug und sich nicht hinreichend um Opfer kümmerte. Der 81-Jährige war von 1975 bis 2004 Generalvikar in Köln.
Ihn bedrücke vor allem der mangelhafte Umgang mit den Opfern von Missbrauchstaten, erklärte Feldhoff. Aus den Akten ergebe sich, dass in seiner Amtszeit nur in zwei Fällen den Opfern Hilfen angeboten wurden. "Das bedauere ich sehr", so der Geistliche.
"Dieses fehlende Bewusstsein mache ich mir zum Vorwurf"
"Die mangelnde Fürsorge für die Opfer dürfte darauf zurückzuführen sein, dass damals allgemein und auch mir persönlich nicht bewusst war, welch gravierende Folgen der Missbrauch für ein Opfer haben kann und oft auch gehabt hat", erklärte Feldhoff. "Dieses fehlende Bewusstsein mache ich mir zum Vorwurf." Auch seine Aufklärungspflichten seien ihm nicht bewusst gewesen, was er bedauere.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, dem selbst keine Pflichtverletzungen nachgewiesen wurden, entband direkt nach der Vorstellung des Gutachtens Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und Offizial Günter Assenmacher mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben. Auch diesen Amtsträgern wirft das Gercke-Team Fehler vor. Schwaderlapp bot inzwischen dem Papst seinen Rücktritt an. Auch der jetzige Hamburger Erzbischof Stefan Heße bot Franziskus am Donnerstagabend seinen Rücktritt an. "Um Schaden vom Amt des Erzbischofs sowie zum Erzbistum Hamburg abzuwenden, biete ich Papst Franziskus meinen Amtsverzicht an und bitte ihn um die sofortige Entbindung von meinen Aufgaben", sagte er in einer live im Internet übertragenen persönlichen Erklärung. Heße ist seit 2015 Erzbischof von Hamburg und war zuvor ab 2006 Personalchef und von 2012 bis 2015 Generalvikar im Erzbistum Köln. (tmg/KNA)
18.3., 17:45 Uhr: Ergänzt um Heße.