Standpunkt

Jugendarbeit gehört in den Fokus der Politik

Veröffentlicht am 11.05.2021 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Besonders in der Corona-Politik zeigt sich, dass Kinder nur in ihrer Rolle als Schüler oder Auszubildende gesehen werden, kommentiert Felix Neumann. Er fordert: Wenn Kinder und Jugendliche die Zukunft sind, muss man heute in diese Zukunft investieren.

  • Teilen:

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Kinder und Jugend sind unsere Zukunft. Allerdings eher abstrakt, als mittelfristige Haben-Seite der Rentenfinanzierung. Bis dahin sind sie weitgehend auf sich allein gestellt – gerade in der Corona-Krise. Statt Jugendpolitik scheint es nur noch Schul- und Kinderverwahrungspolitik zu geben.

Zum Schutz der gefährdeten Älteren haben sich junge Menschen früh eingeschränkt. Jugendgruppen haben selbstverständlich in der ersten Phase der Corona-Pandemie das gemacht, was sie am besten können: anpacken und helfen – mit Einkaufsangeboten für Ältere, mit kreativen Ideen, wie Jugendarbeit doch noch digital stattfinden kann, und im Sommer mit verantwortungsbewussten Hygienekonzepten für Ferienfreizeiten, die alle Bildungspolitiker beschämen sollten, die lange die Gefährdung von Jugendlichen geleugnet haben und denen nur "Lüften und Hoffen" als Schutzkonzept einfällt, der Zugang von Schülern der Abschlussklassen zu Impfungen aber nicht.

In der öffentlichen Debatte geht es trotzdem nur um Schule. Darauf weisen die katholischen Jugendverbände hin: Junge Menschen "können nicht nur auf ihre Rolle als Schüler*innen, Auszubildende und Studierende reduziert werden", heißt es in einem Beschluss der Hauptversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) vom Wochenende, in dem die Jugendverbandler auffordern, die Jugendarbeit als systemrelevant zu erkennen und entsprechend in der Krisenpolitik zu berücksichtigen – vor allem durch die Ermöglichung von Veranstaltungen in Präsenz mit angemessenem Schutzkonzept, aber auch durch eine Impfstrategie, die junge Menschen und Ehrenamtliche in der Jugendarbeit mitdenkt sowie ein besonderes Augenmerk auf Chancengerechtigkeit für die jungen Menschen, deren Bildungsbiographien durch die Krise aus der Bahn geworfen wurden.

Die Argumente sind bestechend: Jugendverbände sind ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft. Hier wird Engagement und Demokratie von klein auf eingeübt. Hier lernen schon die Kleinsten, zu was sie fähig sind, und wie sie mit Misserfolgen umgehen können. Aber im Fokus der Politik scheint das nicht zu sein. Dem Projekt, Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen, wurden alle Zähne gezogen – statt Ansprüchen auf Beteiligung sind nur vage Absichtserklärungen geblieben. Auch bei der Corona-Politik scheint so wie bei vielen drängenden Fragen – der Klima-Krise, der Zukunft der sozialen Sicherungssysteme, des produktiven Umgangs mit Digitalität – gegenwartsfixierte Besitzstandswahrung im Fokus der Politik stehen. Hier braucht es einen Perspektivwechsel: Wenn Kinder und Jugendliche die Zukunft sind – dann muss man heute in diese Zukunft investieren.

Von Felix Neumann

Der Autor

Felix Neumann ist Redakteur bei katholisch.de und Mitglied im Vorstand der Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.