DBK-Vorsitzender verurteilt auch Angriffe auf deutsche Synagogen

Bischof Bätzing: Ich schaue mit Schrecken ins Heilige Land

Veröffentlicht am 12.05.2021 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt ‐ Die Lage im Heiligen Land ist zuletzt gefährlich eskaliert. Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing schaut "mit großer Sorge und Schrecken" auf die Situation. Zugleich verurteilte der Bischof die Angriffe auf Synagogen in Deutschland.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, hat die Eskalation in Nahost scharf verurteilt. "Ich schaue mit großer Sorge und Schrecken ins Heilige Land", sagte Bätzing am Mittwoch in Frankfurt nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. "Die Eskalation der Gewalt, die vom Gazastreifen ausgegangen ist, muss enden", betonte Bätzing.

Er verurteilte zugleich die Angriffe auf Synagogen in Bonn und Münster vom Dienstagabend. "Angriffe auf Synagogen sind reinster Antisemitismus", sagte Bätzing. Er fügte hinzu: "Das muss stoppen, das werden wir niemals zulassen, das muss mit aller Kraft bekämpft werden."

Nach Worten des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, verstärkt die Corona-Krise die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungsmythen. Er nannte Antisemitismus das "verbindende Element" unter Corona-Leugnern. Er fürchte, dass dieses Phänomen mit dem Ende der Pandemie nicht verschwinde, sagte Schuster. "Dieser Antisemitismus muss konsequent und nachhaltig bekämpft werden."

Staatsschutz ermittelt

Nach Vorfällen an zwei Synagogen in Nordrhein-Westfalen ermittelt der Staatsschutz. Vor den Synagogen in Bonn und Münster zündeten am Dienstagabend mehrere Personen die israelische Flagge an, wie Medien berichteten. In Bonn wurde zudem der Eingang des Gebäudes durch geworfene Steine beschädigt. Bätzing sagte, es sei "in keinster Weise zu billigen, wenn der Konflikt aus Israel nach Deutschland übertragen und noch fundamentalistisch-religiös aufgeladen wird".

Mit Blick auf die Gewalt in Nahost wies Bätzing darauf hin, dass auf beiden Seiten inzwischen Menschenleben zu beklagen sein. "Das kann nicht die Zukunft sein." Beide Seiten müssten "an den Tisch des Verhandelns zurückkehren", forderte Bätzing. "Nur so kann Frieden hergestellt werden, nur so kann die Situation für Juden und Palästinenser in Israel und in den palästinensischen Gebieten wieder befriedet werden."

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Auch der Münsteraner Bischof Felix Genn hatte die Angriffe auf deutsche Synagogen verurteilt. "Gewalt ist nie ein geeigneter Weg, um Konflikte zu lösen", sagte er laut Mitteilung des Bistums Münster am Mittwoch. Religion dürfe "nicht dafür instrumentalisiert und missbraucht werden, um Gewalt rechtfertigen zu wollen", so Genn. "Beten wir gemeinsam, dafür, dass die Gewalt im Heiligen Land rasch ein Ende findet."

Der Nahostbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Weihbischof Udo Bentz, hat sich angesichts der Eskalation im Heiligen Land ebenfalls besorgt über die Lage der Menschen vor Ort geäußert. "Die Ursachen für den Gewaltausbruch sind komplex – alle Beteiligten tragen Verantwortung, dass die Lage jetzt deeskaliert, dass die Spirale der Gewalt durchbrochen wird", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche in einem Video der Bischofskonferenz.

Bentz: Alle beteiligten Parteien tragen Verantwortung

Alle beteiligten Parteien tragen Bentz zufolge Verantwortung für diesen besonderen Status quo und dafür, dass diese sensible Situation bewahrt und jede Gewalt und Eskalation unterbrochen wird. "Die Würde und die Sicherheit der Palästinenser, die von den geplanten Vertreibungen im Viertel Scheich Dscharrah betroffen sind, darf nicht weiter untergraben werden", so Bentz. Aber auch militärische Reaktionen, Raketen, die sich gegen die israelische Zivilbevölkerung richten, seien durch nichts zu rechtfertigen. Sie seien keine Antwort auf politische Probleme.

Jetzt zeige sich, dass die Konflikte im Heiligen Land nicht gelöst werden, indem die Weltöffentlichkeit sie ignoriere. "Durch die Geschehnisse der letzten Tage sehen wir, wie dringend notwendig es ist, auf alle Konfliktparteien einzuwirken, miteinander nach dauerhaften Lösungen zu suchen", so der Weihbischof. Von seinen Begegnungen bei Reisen in das Heiligen Land wisse er, dass die Menschen immer dann besonders zu leiden hätten, wenn die Religionsparteien den politischen Konflikt instrumentalisierten. "Leider geschieht das auch jetzt wieder. Beten und bitten wir darum, dass die Lage deeskaliert, dass es Wege gibt zu einem friedlichen Miteinander", betonte Bentz. (tmg/cbr/KNA)

12.05., 17.55 Uhr: Ergänzung um Stellungnahme von Weihbischof Udo Bentz