Petition prangert Monatsgehälter von bis zu 25.000 Euro für "Laienmanager" an

Medien: Vatikan-Mitarbeiter kritisieren Sparkurs des Papstes scharf

Veröffentlicht am 20.05.2021 um 13:04 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt/Rom ‐ Der Vatikan muss sparen. Deshalb hat Papst Franziskus dem Kirchenstaat vor zwei Monaten einen harten Sparkurs mit Gehaltskürzungen und dem Wegfall von Lohnerhöhungen verordnet. Dieses Vorgehen kritisieren nun Vatikan-Angestellte in einer Petition.

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Mitarbeiter des Vatikan haben die seit April geltenden Gehaltskürzungen im Kirchenstaat scharf kritisiert. In einer an Papst Franziskus gerichteten Petition verurteilten sie "Unstimmigkeiten" im Sparkurs des Vatikan, die "zum Nachteil der ehrlichen Arbeiter" seien, berichtete die italienische Tageszeitung "Il Fatto Quotidiano" am Mittwoch. Die Beschäftigten der unteren Gehaltsklassen würden stark unter den Maßnahmen leiden, die Franziskus im März zur Reduzierung der Ausgaben des Vatikan um 25 Millionen Euro beschlossen hatte. Der Hintergrund für die Einsparungen ist ein Defizit im aktuellen Haushalt des Kirchenstaats von 50 Millionen Euro. Der Papst hatte deshalb die Gehälter der Kurienkardinäle, Präfekten und anderer Führungskräfte gekürzt sowie Gehaltserhöhungen für die meisten Angestellten ausgesetzt.

Die Vatikan-Mitarbeiter kritisierten einen "invasiven Eingriff in die Rechte der Arbeitnehmer", zitierte die Zeitung aus der Petition. Der im Vatikan bestehende Einstellungsstopp führe zu einer Überlastung der Angestellten. Insgesamt seien die Arbeitsbedingungen aufgrund unbezahlter Überstunden, ausbleibender Gehaltserhöhungen und altmodischer Arbeitsabläufe, die ein "smart working" unmöglich machten, nicht gut. Die Verfasser der Petition verlangen eine "gerechte Bezahlung", wie sie auch in der Bibel gefordert werde. "Wie viel müssen wir noch opfern, um für ein Haushaltsdefizit zu bezahlen, das sicher nicht aufgrund unserer Fehler vorliegt?"

Die Angestellten forderten zudem eine rückwirkende Wiederaufnahme der alle zwei Jahre anfallenden Gehaltserhöhungen. Sie bezogen sich in ihrer Kritik unter anderem auf die katholische Soziallehre und die Empfehlungen des vatikanischen Wirtschaftsrates zum Personalmanagement, die im Vatikan nicht umgesetzt seien. Die Strukturen im Kirchenstaat müssten modernisiert und an die in Unternehmen geltenden Standards angeglichen werden, in denen es Erfolgsprämien, Beförderungen aufgrund erreichter Ziele und ein leistungsorientiertes Auswahlverfahren gebe.

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Im Vatikan herrsche außerdem eine Ungleichbehandlung zwischen den unterschiedlichen Dikasterien vor. Während einige Kongregationen sparen und deshalb mit weniger Personal auskommen müssten, hätten andere Abteilungen im Vatikan neue Mitarbeiter eingestellt, um die eigene Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Weiter müssten zahlreiche Privilegien im Vatikan abgeschafft werden. "Das ist das eigentliche Problem", zitiert die Zeitung aus der Petition. Besondere Nutznießer von Vorteilen wie Dienstwohnungen oder -wagen seien "Laienmanager", die zwischen 6.000 und 25.000 Euro im Monat verdienten. Die beschlossenen Gehaltskürzungen seien lediglich auf das Grundgehalt dieser Berater erfolgt, nicht auf deren Zusatzzahlungen. "Wofür bezahlen wir, Eure Heiligkeit? Für die Unterstützungskassen der Armen, für die Erhöhung der Gehälter der Laien-Führungskräfte oder für die sehr teuren externen Berater, derer sie sich regelmäßig bedienen?"

Die Vatikan-Angestellten beklagten, dass die Sparmaßnahmen ohne Rücksprache mit ihnen beschlossen worden seien. Dabei lehnen sie Gehaltskürzungen nicht kategorisch ab, diese hätten jedoch im Verhältnis zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Mitarbeiter zu erfolgen. Diese seien in der Corona-Pandemie nicht für alle gegeben. Die Zeitung bezeichnete den Brief der Vatikan-Mitarbeiter als "beispiellos", da Kritik am Papst von seinen Angestellten kaum öffentlich geäußert werde. Ziel der im März angekündigten Gehaltkürzungen ist es laut Papst Franziskus, "die derzeitigen Arbeitsplätze zu sichern". Die Maßnahmen seien in Rücksprache mit dem vatikanischen Wirtschaftssekretariat erfolgt, hieß es in einem Schreiben des Pontifex. (rom)