Erfurter Bischof warnt vor der Förderung antijüdischer Vorurteile

Neymeyr kritisiert Anti-Baerbock-Kampagne von Lobbyorganisation

Veröffentlicht am 14.06.2021 um 15:36 Uhr – Lesedauer: 

Bonn/Erfurt ‐ Die Werbekampagne habe ihn "sehr irritiert": Erfurts Bischof Ulrich Neymeyr hat sich in die Diskussion um die Anti-Baerbock-Werbekampagne der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) eingeschaltet.

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Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat sich in die Diskussion um die Werbekampagne der Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) eingeschaltet. Die Kampagne der INSM, die am vergangenen Freitag veröffentlicht worden war und Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock im Moses-Gewand mit zwei Verbots-Tafeln zeigt, habe ihn "sehr irritiert", wurde Neymeyr am Montagnachmittag auf dem Twitteraccount der Deutschen Bischofskonferenz zitiert. Und weiter: "Die 10 Gebote sind kein Dokument einer 'Verbotspolitik', sondern die Grundlage eines gerechten und humanen Zusammenlebens das ohne verbindliche Regeln und Gesetze nicht möglich ist."

Moses und die Zehn Gebote seien Juden und Christen heilig, sie sollten nicht für Wahlkampfzwecke missbraucht werden. "Die Symbolik der Kampagne läuft Gefahr, antijüdische Vorurteile zu fördern. Das ist gerade in der gegenwärtigen Situation nicht zu verantworten", so Neymeyr, der in der Bischofskonferenz Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum ist.

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Die Kampagne der INSM, die mit dem Slogan "Wir brauchen keine Staatsreligion" überschrieben ist, wird seit ihrer Veröffentlichung scharf kritisiert. Unter anderem wird der Lobbyorganisation, die von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie finanziert wird und sich für eine neoliberale Wirtschaftspolitik einsetzt, vorgeworfen, mit der Motivwahl religiöse Gefühle zu verletzen und antisemitische Stereotype zu bedienen. Diesen Vorwurf wies die INSM bereits am Freitagnachmittag mit Verweis auf eine Stellungnahme des jüdischen Publizisten Rafael Seligmann zurück.

Moses ist eine der wichtigsten Figuren des Alten Testaments. Die fünf Bücher Mose erzählen die Geschichte des jüdischen Volkes und bilden die Tora. Sie sind der zentrale Bestandteil des Tanach, der heiligen Schrift des Judentums. Die Zehn Gebote sind das erste umfassend formulierte Sittengesetz in der Geschichte der Menschheit, das sich auf eine als ewig gesetzte Norm gründet. Nach biblischer Überlieferung nimmt Mose sie am Berg Sinai direkt von Gott entgegen. (stz)