Berlinbesuch anlässlich 100-jähriger vatikanisch-deutscher Diplomatie

Kardinalstaatssekretär Parolin mahnt Kirche in Deutschland zur Einheit

Veröffentlicht am 29.06.2021 um 18:57 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Letztes Jahr musste die Jubiläumsvisite ausfallen – nun konnte der "zweite Mann" im Vatikan kommen: Bei seinem Berlinbesuch mahnte Kardinalstaatssekretär Parolin zur kirchlichen Einheit. Die Apostel Petrus und Paulus seien hierfür ein gutes Vorbild.

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Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat die katholische Kirche in Deutschland zur Einheit aufgerufen. "Vor allen Visionen und einzelnen Bedürfnissen muss die Gemeinschaft den Vorrang haben", sagte der "zweite Mann" im Vatikan nach Papst Franziskus am Dienstagabend am zweiten Tag seines Berlin-Besuchs.

In einem Gottesdienst in der Sankt-Johannes-Basilika mit mehreren Bischöfen, unter ihnen die Kardinäle Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki, berief Parolin sich auf das vor zwei Jahren veröffentlichte Schreiben von Papst Franziskus zum "Synodalen Weg" der katholischen Kirche in Deutschland. Bei dem Reformdialog geht es um umstrittene Themen die katholische Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Parolin mahnte, "sich wieder auf eine Einheit zu besinnen, die nicht von der Zustimmung zu gemeinsamen Visionen und Orientierungen abhängt, wie in der Politik üblich, sondern von der theologisch-spirituellen Verwurzelung in Gott". Er wandte sich dagegen, "dass sich das Miteinander auf nur einen bestimmten Teil reduziert, so relevant und bedeutsam er auch sei".

Vatikanische Jubiläumsvisite ursprünglich für 2020 geplant

In der Messfeier zum Hochfest Peter und Paul verwies der Kardinalstaatssekretär laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript auf das Beispiel der beiden Apostel. Bei ihnen zeige sich "ein tiefgreifender Unterschied im Charakter, der auch zu angeregten Auseinandersetzungen führte". Gerade die "markanten Unterschiede" hätten jedoch eine noch tiefere Einheit zum Vorschein gebracht.

Parolin hält sich noch bis diesen Mittwoch zur Feier des hundertjährigen Bestehens der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland in der Bundeshauptstadt auf. Am Dienstag traf er mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Gesprächen zusammen.

Am Mittwoch ist unter anderem ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, geplant. Bei einer wissenschaftlichen Tagung in der Apostolischen Nuntiatur soll eine geschichtliche und theologische Einordnung der diplomatischen Beziehungen erfolgen, bei der auch Parolin das Wort ergreifen will. Der Kardinal will auch sozial-caritative Einrichtungen besuchen.

Ursprünglich war die Visite 2020 geplant, entfiel aber wegen der Conora-Pandemie. Der Kardinalstaatssekretär ist im Namen des Papstes für die politischen und diplomatischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls hauptverantwortlich. (KNA)