Fixierung auf Weiheamt für Frauen aber ein "Weg in die Sackgasse"

Weihbischof Renz: Kann mir Frauen im Kardinalsamt vorstellen

Veröffentlicht am 08.07.2021 um 12:46 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg am Neckar ‐ Die Fixierung auf eine Zulassung von Frauen zum Priesteramt führt aus Sicht des Rottenburger Weihbischofs Thomas Maria Renz nicht weiter. Er will den Blick stattdessen lieber auf realistischere Ziele lenken – und hält Kardinälinnen für denkbar.

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Der Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz hält Frauen im Kardinalsamt für denkbar. "Ich kann mir sehr gut eine Frau als Kardinal vorstellen, das ist nicht an das Weiheamt gebunden", sagte er in einem Instagram-Talk der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Mittwoch. Kardinälinnen wären seiner Einschätzung nach kirchenrechtlich möglich, auch ohne Priesterinnen- und Bischöfinnenweihe. Im Talk "Ned gelabert" spricht die Theologie-Studentin und Influencerin Kira Beer regelmäßig mit Weihbischof Renz über unterschiedliche Themen. 

Eine Engführung auf die Frage nach einer Priesterweihe für Frauen lehne er aber ab. "Diese Fixierung auf das Weiheamt, das wird mir immer deutlicher, ist ein Weg in die Sackgasse", sagte der Weihbischof. Diese Fixierung mache niemanden glücklich und führe nicht weiter, weil die Frage nach Priesterinnen durch das Apostolische Schreiben "Ordinatio Sacerdotalis" (1994) bereits entschieden worden sei. "Johannes Paul II. hat es definitiv für die Kirche so entschieden, dass es nicht möglich ist. Wenn das möglich sein soll, wird das nicht einmal ein Papst entscheiden können. Und noch viel weniger der Bischof von Rottenburg oder der Weihbischof von Rottenburg", so Renz. "Wer das nicht so sieht und nicht so akzeptieren kann, der ist für mich ein Realitätsverweigerer." Die Frage nach der Weihe von Priesterinnen müsse dort behandelt werden, wo auch die Entscheidungskompetenz liege. Letztlich könne das nur ein neues Konzil sein. Die Frage nach dem Diakonat der Frau habe Johannes Paul II. aber nicht behandelt. Papst Franziskus habe dazu sogar mehrfach Expertenkommissionen eingesetzt.

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Er könne gut verstehen, wenn Frauen sich ausgeschlossen fühlten, so Renz. Wichtig sei aber der Blick auf realistische Ziele, wie Frauen in der Kirche im öffentlichen und liturgischen Leben mehr wahrgenommen würden. Er befürworte daher die Arbeit an diözesanen Lösungen, wo diese möglich seien, etwa bei Frauen als Taufspenderinnen. "Das wäre kirchenrechtlich möglich, unser Bischof hat da jetzt auch schon die Weichen dafür gestellt. Das halte ich für einen ganz wichtigen Schritt, weil das wichtigste Sakrament in der Kirche die Taufe ist."

Angesprochen auf die Frage nach seinem Umgang mit Frauen, die sich zur Priesterin berufen fühlen, sagte Renz, er sei in diesen Gesprächen hilflos und ohnmächtig. Diese Berufung seien ein Geschehen zwischen Gott und den Menschen und die Kirche müsse sie ernstnehmen. "Wir müssen uns diesen Fragen stellen. Und da hoffe ich, dass wir im Synodalen Weg in Deutschland und in der Weltkirche weiterkommen."

Thomas Maria Renz ist seit 1997 Weihbischof im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Er ist Leiter der Hauptabteilung Jugend des Bischöflichen Ordinariats. (cbr)