Gewohnheit müsse nach Corona-Pandemie erst wieder zurückkehren

Religionssoziologe: Gottesdienstbesuche werden deutlich zurückgehen

Veröffentlicht am 24.08.2021 um 13:26 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ Der Papst hat mehr Bemühung und Kreativität gefordert, um die Sonntagsmessen wiederzubeleben. Das sei auch erforderlich, denn der Gottesdienstbesuch werde durch die Corona-Pandemie zurückgehen, bestätigt Religionssoziologe Detlef Pollack.

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Der Münsteraner Religionssoziologe Detlef Pollack rechnet durch die Corona-Pandemie mit einem deutlichen Rückgang des Gottesdienstbesuchs. "Zum Kirchgang gehört oft auch eine gewisse Gewohnheit", sagte Pollack am Dienstag auf Anfrage von katholisch.de. "Diese muss jetzt erst wieder aufgenommen werden." Belastbare Zahlen zur gegenwärtigen Entwicklung des Kirchgangverhaltens lägen jedoch nicht vor, so Pollack weiter.

Menschen zu erreichen, die die Beteiligung am kirchlichen Leben aufgegeben hätten, sei für die Kirchen allerdings sehr schwer. "Je weniger Kontakt die Menschen zur Kirche haben, desto stärker setzen sich Vorurteile über das Handeln der Kirche fest", erklärte der Religionssoziologe weiter. Einen großen Handlungsspielraum für die Kirchen sieht er nicht. "Die Kirchen können auf die zu erwartenden Rückgänge nur reagieren, indem sie ihre Gottesdienste noch einladender gestalten als sie das bisher schon tun."

Franziskus: Sonntag scheint unaufhaltsam in Marginalität zu fallen

In einer am Montag veröffentlichten Botschaft hatte Papst Franziskus von der Kirche in Italien mehr Bemühungen und Kreativität zur Wiederbelebung der Sonntagsmessen gefordert. Die Einschränkungen bei Gottesdiensten während der Pandemie hätten die schon vorher bestehende Negativtendenz bei Gottesdienstbesuchen noch verstärkt, hieß es in dem Schreiben. Der Papst hoffe auf neue Impulse bei der "Nationalen Liturgischen Woche", "damit der Sonntag, die eucharistische Versammlung, liturgische Ämter und der Ritus aus der Marginalität herauskommen, in die sie unaufhaltsam zu fallen scheinen."

Auch das Deutsche Liturgische Institut (DLI) in Trier möchte mit einer Sommerakademie auf das Thema Liturgie nach Corona aufmerksam machen und zu mehr Präsenzgottesdiensten aufrufen. "Online-Gottesdiensten sind gut für jene, die nicht in die Kirche kommen können. Sie sind aber kein Ersatz für Präsenzgottesdienste, denn es fehlt einfach sehr viel", sagte der Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung des DLI, Marco Benini. Der Gemeinschaftsaspekt, die Wirkung des Kirchraums und das sinnliche Erleben seien bei Online-Formaten nicht gegeben. Bundesweite Zahlen und Gespräche mit Pfarrern hätten gezeigt, "dass nach dem Lockdown ungefähr ein Drittel der Gottesdienstteilnehmer nicht wiedergekommen ist." (cbr)