Christliche Werte zählen bei der Bundestagswahl noch
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Wie haltet Ihr es mit Kirche und Religion und was bedeuten Euch christliche Werte? Es ist berechtigt, die Parteien und Kandidaten zur Bundestagswahl danach zu fragen. Klare Wahlempfehlungen aber wären nicht sinnvoll; das wurde schon vor Jahrzehnten als klerikale Einmischung abgetan. Würden sich die Bischöfe dennoch zu einem Wahl-Hirtenbrief entschließen, würde ihr Schreiben daher nur Proteste hervorrufen.
Dennoch: Gleichgültig sind christliche Werte vielen Wählern keineswegs. Es spielt schon eine Rolle, welche Haltung eine Partei zur Flüchtlingsfrage oder zum Lebensschutz einnimmt, was sie zum Familienbild, zur Bioethik oder zum Verhältnis von Staat und Kirche meint. Und als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kürzlich betonte, Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet nehme das christliche Menschenbild zur Grundlage seiner Politik, wusste sie, warum sie diesen Punkt hervorhob.
Die SPD machte einen Rückzieher, nachdem Laschets Mitarbeiter Nathanael Liminski in einem Wahlwerbespot als "erzkatholisch" diffamiert wurde und man damit anti-katholische Klischees bedient hatte. Der heftige Widerspruch nicht allein konservativer Katholiken hat die Sozialdemokraten wohl überrascht. Sie begingen einen Tabubruch im Wahlkampf, der sich nicht wiederholen sollte.
Abgesehen davon lohnt sich ein Blick in die Wahlprogramme, weil er zeigt, wie nah oder fern die Parteien den Kirchen stehen und wie sehr sie den Beitrag von Christen für die Gesellschaft würdigen. Das 31 Seiten umfassende Papier der "Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle" kann als gute Orientierung dienen, denn es enthält eine Analyse der Positionen der sechs im Bundestag vertretenen Parteien aus Sicht der katholischen Soziallehre. Die Autoren haben festgestellt, dass den größten Abstand Linke sowie die AfD halten, bei denen bezeichnenderweise das Christentum im Wahlprogramm gar nicht vorkommt, abgesehen von der Forderung nach Aufhebung des Kirchenasyls.
Insgesamt gibt die Zentralstelle keine Empfehlung für eine Partei ab, aber sie liefert mit ihrer Studie eine gute Grundlage, um über Inhalte ausführlich zu debattieren. Das ist bisher im kandidatenbezogenen Wahlkampf viel zu kurz gekommen.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.