Irischer Autor an deutsche Kirche: Vor Reformen Missbrauch aufarbeiten
Der irische Journalist und Autor Derek Scally hat an die deutschen Katholiken appelliert, all ihre Energien für die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihrer Kirche aufzuwenden. Diskussionen über Reformen auf dem Synodalen Weg absorbierten Energie, die bei der Aufarbeitung fehle. Erst wenn die Missbrauchsaufarbeitung gelungen sei, werde der Weg für Reformdebatten frei, schreibt Scally in einem Beitrag für die Zeitschrift "Publik-Forum" (Ausgabe vom 27. August).
Mit Blick auf Irland sprach er von einem zurückliegenden "Vierteljahrhundert der Enthüllungen und Vertuschungen klerikalen Missbrauchs". Das habe die Kirche in Irland zertrümmert. "Nun liegt sie am Straßenrand der Geschichte wie ein ausgebranntes Autowrack", so der Autor des im Frühjahr erschienenen Buches "The Best Catholics in the Word".
"Warum darf die katholische Kirche die eigenen Verbrechen selber untersuchen?"
Auch in Deutschland müsse noch stärker nach Missbrauchs-Strukturen gefragt werden sowie danach, was Kleriker "so loyal gegenüber ihren Mitbrüdern und so empfindungslos gegenüber dem Leid vergewaltigter Kinder" gemacht habe. Scally fragte auch: "Warum darf die katholische Kirche die eigenen Verbrechen selber untersuchen?"
Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, die Lebensform des Priesters und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche. Ende September kommen die Teilnehmer des Synodalen Wegs zur zweiten Vollversammlung in Frankfurt zusammen. Das Reformprojekt wird nach derzeitigem Stand der Planungen im Februar 2022 enden. (tmg/KNA)