Frankfurts Stadtdekan: Synodaler Weg letzte Chance für Volkskirche
Frankfurts katholischer Stadtdekan Johannes zu Eltz sieht den Reformdialog Synodaler Weg als "letzte Chance für die katholische Volkskirche in Deutschland" an. Es gebe allerdings "keine Garantie des Gelingens und keine Versicherung gegen das Scheitern" dieses "großen Reformprozesses", sagte zu Eltz am Sonntag im Frankfurter Dom laut Manuskript. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass uns unterwegs die Puste ausgeht. Oder dass auf einmal neue Hindernisse auftauchen."
Der Gottesdienst wurde im Deutschlandfunk bundesweit und von der Deutsche Welle weltweit per Webradio gesendet. Die zweite Synodalversammlung trifft sich ab 30. September in Frankfurt. Zu Eltz gehört der 230 Personen umfassenden Versammlung an.
Tradition "kein Selbstzweck"
Die kirchliche Tradition sei wichtig, "aber sie ist kein Selbstzweck", betonte zu Eltz. Das Handeln der kirchlichen Einrichtungen müsse "den Seelen" der Menschen helfen. Wenn die Kirche sich inzwischen in eine "Sackgasse" manövriert habe, gebe es "keine unauffällige Kurskorrektur", sagte zu Eltz und fügte hinzu: "Da ist die 180-Grad-Kehre gefragt, und die ist bei der katholischen Kirche in Deutschland unweigerlich ein öffentliches Ereignis, von der Weltkirche gar nicht zu reden." Der 63-jährige Stadtdekan betonte: "Wir müssen in die Umkehr hinein, davon bin ich fest überzeugt. Auch wenn unsere Fehler und Sünden schon sehr alt sind."
Mit Blick auf die Frauenfrage sagte zu Eltz, den Frauen müssten in der katholischen Kirche Weiheämter zugänglich gemacht werden. Nachfolge Christi heute sei "mehr als nur die Nachahmung dessen, was Jesus vorgemacht hat". Mit dem Heiligen Geist komme "Schwung in die Sache". So würden Einschränkungen aufgehoben, "die Jesu Wirken in Raum und Zeit begrenzt haben". Das gelte in allen Lebensbereichen, auch in der Beziehung der Geschlechter. Die Pastoralreferentin am Frankfurter Dom, Andrea Kortus, habe ihm von Frauen erzählt, "die die Beichte nicht bei einem Mann ablegen würden, wohl aber bei einer Frau". Zu Eltz: "Für mich ist das ein Grund, Frauen, die dazu berufen sind, die Weiheämter zugänglich zu machen."
Mit Blick auf das Thema Macht und katholische Kirche betonte zu Eltz: "Bei uns geht die Macht bekanntlich nicht vom Volke aus. Wir sind eine hierarchische Organisation mit dem Papst und den Bischöfen an der Spitze. An allen Schaltstellen sitzen Kleriker." Das habe eine lange Tradition und auch eine Basis in der Bibel. "Einfach umstoßen kann man das nicht", sagte er. "Aber vielleicht kriegen wir es ja hin, der heillosen Überforderung, die mit unumschränkter Macht einhergeht, durch Gewaltenteilung abzuhelfen." Ein guter Anfang "wäre es, das Kirchenvolk an der Besetzung von Leitungsämtern zu beteiligen".
Zudem sagte er, die generelle Verpflichtung der Priester zum Zölibat hänge "an vielen Haken – nicht zuletzt an Vorstellungen von kultischer Reinheit, die im Evangelium keine Stütze haben". Würde der Zölibat aber einfach abgeschafft, "dann würde das Kind mit dem Bade ausgeschüttet", sagte zu Eltz. "Ich hoffe, dass es immer Menschen geben wird, die das Wagnis des Zölibates auf sich nehmen, auch Priester."
Zum Thema Sexualität sagte der Frankfurter Stadtdekan: "Die Amtskirche hat bekanntlich ein Problem mit Homosexualität. Die Veranlagung nennt sie objektiv ungeordnet und die Praxis in sich schlecht. Das widerspricht dem moralischen Empfinden vieler Menschen und lässt Erkenntnisse der Humanwissenschaften unberücksichtigt." Diese hätten sich aber längst im Bewusstsein der Gesellschaft niedergeschlagen und prägten mittlerweile auch die Gesetzgebung. Dies sei zwar "noch kein Wahrheitskriterium", sagte zu Eltz. "Aber es ist ein Zeichen der Zeit." (KNA)
12.9., 12 Uhr: ergänzt um weitere Aussagen.