Die zweite Synodalversammlung bei katholisch.de

Erste Textgrundlagen mit großer Mehrheit angenommen

Veröffentlicht am 30.09.2021 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
+++Newsticker Tag 1+++

Frankfurt/Bonn ‐ Drei Tage lang werden ab heute die 230 Delegierten des Synodalen Wegs über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland diskutieren. Katholisch.de informiert in einem Newsticker über Aktuelles zur zweiten Synodalversammlung in Frankfurt.

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20:45 Uhr: Erste Beratungsgrundlagen mit großer Mehrheit angenommen

Im Anschluss an den Bericht des Synodalpräsidiums und die einstündige Aussprache zu den Bischofspersonalien wurden die Vorlagen für den Präambeltext und den theologischen Orientierungstext des Synodalen Wegs diskutiert. Beide Texte, die als programmatische Vorzeichen des Reformprozesses gedacht sind, wurden als weitere Beratungsgrundlage mit großer Mehrheit angenommen. Bei der zweiten Synodalversammlung werden sämtliche Texte ausschließlich in "erster Lesung" behandelt, also anschließend zur Überarbeitung an die Synodalforen beziehungsweise an das Präsidium zurückgegeben. Für diese ersten Lesungen haben insgesamt sieben Antragskommissionen die zum Teil mehreren Hundert Änderungsvorschläge und Kommentare zu den Texten für die Abstimmung zusammengefasst. (mfi)

18 Uhr: Kritik an fehlenden Konsequenzen für Bischöfe

Gudrun Lux, die als Einzelpersönlichkeit in die Synodalversammlung gewählt wurde, hat kritisiert, dass in der Kirche mit zweierlei Maß gemessen werde. Während bei Gläubigen und Kirchenangestellten strenge Moralvorstellungen angelegt und sanktioniert würden, blieben die Verfehlungen von Bischöfen oft ohne Konsequenzen. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck plädierte in Bezug auf bischöfliche Verantwortung dafür, klare Kriterien zu entwickeln, welche Fehler einen Rücktritt unumgänglich machten und dabei zwischen systemischer und persönlicher Schuld zu unterscheiden. Solche Überlegungen müssten Teil der Beratungen in den beiden Synodalforen Macht und Priesterliche Existenz sein. 

Für die Vize-Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, macht die Entscheidung aus Rom deutlich, wie nötig der Synodale Weg und Reformen seien. Sie appellierte an die Bischöfe, ihrer Verantwortung nachzukommen. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf räumte ein, dass das Bischofsamt beschädigt sei und zog eine Verbindung zu den Debatten der Versammlung. "Trotzdem finde ich es schwierig, wenn jetzt gesagt wird, wenn ihr den Texten des Synodalen Wegs nicht zustimmt, dann seid ihr weiter am Missbrauch schuld." Der Berliner Erzbischof Heiner Koch mahnte ebenfalls an, dafür Sorge zu tragen, dass alle Meinungen Raum in der Diskussion hätten. Woelki selbst meldete sich nicht zu Wort.

Der Sprecher des Betroffenenbeirats der Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, sagte: "Wir Betroffenen fühlen uns nicht instrumentalisiert durch den Synodalen Weg." Er bezog sich auf den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer, der beklagt hatte, der Verweis auf sexuellen Missbrauch werde "von interessierter Seite" als Ausgangspunkt für eine "Umgestaltung der katholischen Kirche nach dem Vorbild evangelischer Kirchenordnungen" genutzt. (mfi/KNA)

17:45 Uhr: Einstündige Aussprache über Papstentscheidung zu Bischöfen

Zu Beginn der zweiten Synodalversammlung steht eine einstündige Aussprache über die jüngsten Papstentscheidungen zu den bischöflichen Personalien in Hamburg und Köln. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, begründete den vom Synodalpräsidium eingebrachten Änderungsvorschlag der Tagesordnung damit, dass man "insbesondere nach der Ankündigung vom letzten Freitag nicht einfach zum Tagesgeschäft des Synodalen Weges übergehen" könne. ZdK-Präsident Thomas Sternberg, der ebenfalls dem Synodalpräsidium angehört, sagte, es sei nicht nur für Betroffene des sexuellen Missbrauchs nicht nachvollziehbar, "wenn systemisches und persönliches Versagen durch externe Gutachten aufgezeigt wurde und keine Konsequenzen im Sinne einer Verantwortungsübernahme durch Verantwortliche gezogen werden können". Am Freitag vor einer Woche hatte Papst Franziskus entschieden, dass Kardinal Rainer Maria Woelki Erzbischof von Köln bleiben solle. Eine Mehrheit der Synodalversammlung stimmte der Aussprache per Handzeichen zu. (mfi)

15:45 Uhr: Kritisches Warmup: Reformgruppen pochen auf Fortschritte

Katholische Reformgruppen und Frauenverbände haben zum Auftakt der zweiten Vollversammlung auf konkrete Fortschritte beim Synodalen Weg gepocht. Er sehe positive Anzeichen, dass das Problembewusstsein auch bei der Mehrheit der Bischöfe gewachsen sei, sagte Christian Weisner von der Initiative "Wir sind Kirche" am Donnerstagmittag. Nun brauche es konkrete Reformfortschritte, damit die Kirche in Deutschland nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwinde. Die Kirche sei "zu wichtig, als dass wir sie nur den Klerikern überlassen können", so Weisner.

Die Religionspädagogin und stellvertretende Bundesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Agnes Wuckelt, die selbst Mitglied der Synodalversammlung und des Macht-Forums ist, wies den Vorwurf zurück, der Synodale Weg missbrauche den Missbrauchsskandal, um kirchliche Reformen durchzusetzen. Die systemischen Ursachen kirchlichen Machtmissbrauchs müssten mit aller Kraft bekämpft werden. Auch Dorothee Sandherr-Klemp, die Geistliche Beirätin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), erinnerte daran, dass am Anfang des Reformprozesses die Erschütterung über vielfachen spirituellen und sexuellen Missbrauch stand. Sie forderte die Synodalen auf: "Lassen Sie diese Erschütterung weiterhin zu, auch die Bewegung, die sie auslöst, gehen sie gemeinsam – löschen Sie den Geist nicht aus."

Monika Humpert von der Initiative "Maria 2.0" sagte, in einer demokratischen Gesellschaft brauche es keine Begründung für die Gleichberechtigung der Frau oder dafür, Missbrauch nicht zu dulden. An den Beispielen der Bischöfe Woelki und Heße zeigten sich systemische Mängel der Kirche. Rücktritte seien "in diesem System nicht vorgesehen und bedeuten einen Absturz ins Nichts". Dieses Amtsverständnis begünstige "Arroganz und Klerikalismus und wird in einer modernen Gesellschaft nicht mehr akzeptiert". Thomas Pöschel von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) appellierte an die Synodalversammlung, sich für die Wertschätzung geschlechtlicher Vielfalt als Teil der Schöpfung Gottes stark zu machen. (mfi)

12 Uhr: 13.000 Unterschriften für Segnung homosexueller Partnerschaften

Die Zeitschrift "Publik-Forum" übergibt an die Vorsitzenden des Synodalforums zu Sexualität und Partnerschaft mehr als 13.000 Unterschriften gegen das Verbot des Vatikans von Segnungen homosexueller Partnerschaften. Wie der Verlag der Zeitschrift am Donnerstag mitteilte, solidarisierten sich die Unterstützer mit dem Aufruf zum pastoralen Ungehorsam der Priester Burkhard Hose und Bernd Mönkebüscher, die im Frühjahr zu Segensgottesdiensten für gleichgeschlechtliche Partnerschaften aufgerufen hatten. Die Äußerung der Glaubenskongregation, die Kirche habe keine Vollmacht zu derartigen Segnungen, habe die Leser empört. "Wir hoffen sehr, dass die katholische Kirche Homosexualität nicht länger zu einem Kulturkampfthema macht und damit den Weg in die fundamentalistische Selbstverzwergung beschleunigt", betont der Ressortleiter "Religion & Kirchen" bei "Publik-Forum", Michael Schrom.

Die Unterschriften sollen vor Beginn der zweiten Synodalversammlung am Nachmittag übergeben werden, auch wenn man wisse, "dass Petitionen, Unterschriften und theologische Argumente in der katholischen Kirche nur sehr begrenzt zur Kenntnis genommen werden, insbesondere dann, wenn sie Bestehendes in Frage stellen", so Schrom weiter. Daher würden die Unterschriften auch nicht dem Papst übergeben, sondern den Vorsitzenden des zuständigen Synodalforums, dem Aachener Bischof Helmut Dieser und der familienpolitischen Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock. (fxn)

11:45 Uhr: KjG fordert von Synodalen Mut zu Reformen

Die Katholische junge Gemeinde (KjG) fordert die Teilnehmer des Synodalen Wegs zum Mut für "zukunftsgewandte Veränderungen für eine glaubwürdige katholische Kirche" auf. In einem Offenen Brief forderte der Jugendverband am Donnerstag die Delegierten der Synodalversammlung auf, sich für eine gleichberechtigte Kirche einzusetzen. "Es geht darum, Menschen in all ihrer Würde anzunehmen und sie als gleichberechtigte Kinder Gottes in unserer Kirche vorkommen zu lassen", so die KjG-Bundesleiterin Julia Niedermayer. Gleichgeschlechtlich liebende Menschen und ihre "gleichberechtigt und verantwortungsvoll geführten Beziehungen" müssten "als Geschenk anerkannt und genauso gewürdigt werden" wie die Verbindung zwischen Mann und Frau. Dazu brauche es eine Neubewertung der kirchlichen Sexualmoral.

Zugleich betonte der Jugendverband, dass das Engagement für sichere Räume für Kinder und Jugendliche in der Kirche ein großes Anliegen der KjG sei. Die Kirche macht aber laut Verband derzeit weltweit und in Deutschland nicht den Eindruck, dass Aufarbeitung konsequent angegangen werde, und er führte dafür die Entscheidungen des Vatikans im Nachgang der Apostolischen Visitation des Erzbistums Köln an. "Es ist für junge Menschen nicht nachvollziehbar, dass die missbräuchliche Instanz eigenständig darüber richtet, ob Vertuschung von Missbrauchstaten ohne Absicht geschieht und insbesondere Geweihte dadurch keine weitreichenden Konsequenzen erfahren", so Niedermayer weiter. (fxn)

11:30 Uhr: Kritiker des Synodalen Wegs veröffentlichen "Reform-Manifest"

Kurz vor Beginn der Zweiten Synodalversammlung haben Kritiker des Synodalen Wegs eine Internetseite mit einem sogenannten "Reform-Manifest" freigeschaltet. In dem am Mittwoch veröffentlichten Text fordern die Autoren unter anderem den Stopp des Reformprozesses in seiner aktuellen Form, einen Anschluss an den von Papst Franziskus initiierten weltweiten synodalen Weg sowie ein Ende des "Missbrauchs mit dem Missbrauch". Zwar wird die Notwendigkeit grundlegender Reformen in der katholischen Kirche betont, diese gehe allerdings nicht ohne "tiefe Erneuerung ohne Umkehr und die lebensverändernde Neuentdeckung des Evangeliums". Der Synodale Weg verfehle "auf dramatische Weise den Ansatz wahrer Reform" und gehe in seiner "Fixierung" auf die äußere Struktur am Kern der Krise vorbei. Das Manifest soll gemeinsam mit Unterschriften von Unterstützern an Papst Franziskus übergeben werden. Urheber der Initiative ist der "Arbeitskreis Christliche Anthropologie" unter Federführung des Publizisten Bernhard Meuser. (mal)

11:15 Uhr: Churer Ex-Generalvikar: Synodaler Weg soll Kirchensteuer retten

Der ehemalige Churer Generalvikar Martin Grichting wirft der Kirche in Deutschland vor, dass die eigentliche Triebfeder des Synodalen Wegs die Angst um die Einnahmen aus der Kirchensteuer sei. In einem Beitrag für die "Welt" (Mittwoch) schreibt Grichting, dass die Kirche nur in Staaten, in denen sie per Kirchensteuer finanziert werde, "mittels der Anpassung an den Mainstream gesellschaftlich anschlussfähig zu bleiben" versuche. Grichting sah dabei eine "frappante" Regierungstreue. "Wenn man den ökonomischen Hintergrund bedenkt, kann sie freilich ebenso wenig erstaunen wie die Leichtigkeit, mit der die Restbestände evangelischer Orthodoxie liquidiert werden", so Grichting weiter.

Gegenüber "kath.ch" (Donnerstag) widersprach dem die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel. Es sei "absurd" zu behaupten, "die Synodalversammlung tage nur, um die Finanzlage der Kirche zu verbessern und sich des Wohlwollens staatlicher Stellen zu versichern". Stattdessen gehe es "um existenzielle Fragen der Glaubwürdigkeit des Christlichen in einer demokratischen Gesellschaft". Es gebe für die Kirche in Deutschland genügend interne Gründe, um an der eigenen Reform zu arbeiten. "Katholische Christinnen und Christen leben in einer Gesellschaft, die ihnen Maßstäbe des Demokratischen selbstverständlich erscheinen lassen", so Lücking-Michel. Dazu gehöre das Teilen von Macht, Teilhabe, Akzeptanz gleicher Rechte für Frauen und Männer und die "Bereitschaft, sich der Vielfalt der Lebensformen nicht zu verschließen". (fxn)