Empört euch, streitet! Denn es geht um die Zukunft von Kirche
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Und nun die erschütternden Zahlen aus Frankreich. Missbrauch hunderttausendfach, eine Größenordnung, die man sich nicht vorstellen mag. Schande, Trauer, Scham. Der Papst betet – das Übliche.
Berichte wie diesen französischen Ciase-Bericht "wird es noch viele geben", "mit ähnlichen Zahlen" kündigte der vatikanische Kinderschutz-Experte, der Jesuit Hans Zollner, an. Er wird wissen und nicht nur ahnen.
Das zeigt, wie gut es ist, dass die katholische Kirche in Deutschland den Synodalen Weg eingeschlagen hat, und auch, dass der Papst die Katholikinnen und Katholiken in aller Welt auf einen solchen Weg schickt. Klar, jeder Einwand gegen die Relevanz ist berechtigt, dass der Synodale Weg ein unverbindliches Dialoggeplaudere ohne verbindliche Konsequenzen sei, die Simulation von Teilhabe.
Aber wer die drei Tage der zweiten Synodalversammlung in Frankfurt erlebt hat, erlebte auch eine Stimmung, die zur Dynamik und zu einem geistlichen Prozess zwischen Hiob und Verheißung wird.
Gut, wenn da Wut und Emotionen rauskommen, gut, dass da auch Klartext gesprochen wird. Zu Recht gilt: Empört euch! Streitet! Es geht um die Zukunft von Kirche. Wird sie nurmehr wie ein museales Skelett fortbestehen, aus Gebäuden voller kaltem Weihrauchduft, aus Ansprüchen und bestimmt auch Geld?
So, wie es ist, kann es nicht bleiben. Auch deshalb steht der deutsche Synodale Weg so im Blick der Weltkirche. Von denen, die angesichts von Macht und Machtmissbrauch auf Veränderung hoffen. Und auch deshalb ist Rom vielleicht so kalt gegenüber dem deutschen Weg.
Respekt für jene, die mit sich rangen, ob sie überhaupt noch anreisen sollten. Respekt für alle, die sich in Frankfurt zu Wort meldeten, und sei es nur für eine Minute Stakkato des Ewig-Gestrigen. Die Wucht der Beiträge steht dafür, dass es Veränderungen geben muss. So wie die Zahlen aus Frankreich und demnächst weiteren Ländern dafür stehen, dass es so nicht weiter gehen kann. Empört euch! Streitet!
Einzelne Bischöfe hören sich das schweigend an. Und reden dann auf dem Gang vor der Synodenhalle. Ob es das ist, was Franziskus von seinen Bischöfen erwartet?
Ein kleiner Blick voraus: Am 11. November feiern, weit über die Kirchen hinaus, Menschen in Deutschland Sankt Martin, den Heiligen Martin. Der wurde übrigens gegen den Willen des Klerus vom Volk zum Bischof erhoben. Und wird bis heute gefeiert.
Der Autor
Christoph Strack ist Leiter des Bereichs Religionen der Deutschen Welle.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider.