Junge Synodale: Geben unsere Freizeit für den Synodalen Weg her
Als 22-Jährige gehört Katharina Geskes (rechts im Bild) in der Synodalversammlung zu den jüngsten Vertreterinnen. Im Interview spricht sie darüber, warum ihre Familie und Freunde auch stolz sind, dass sie beim Synodalen Weg teilnimmt. Und sie erklärt, warum sie das Ende der ersten Synodalversammlung durchaus kritisch sieht.
Frage: Die Synodalversammlung war für Sie ja die erste Versammlung vor Ort. Wie war Ihr Eindruck?
Geskes: Es war ganz schön viel, was da auf einmal auf mich zugekommen ist. Insgesamt waren ja über 210 Synodale vor Ort, und es ist nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie schon interessant mit so vielen Menschen in einem großen Raum in der Messehalle zu sitzen. Diese Grundsorge vor einer Infektion spielt für mich im Hinterkopf auch immer noch eine Rolle, weil es ein Rest-Infektionsrisiko gibt. Aber ansonsten bin ich sehr froh, dass die Veranstaltung mit allen in Präsenz stattgefunden hat, denn so konnte man die Stimmungen der einzelnen Personen deutlich besser einfangen als online – gerade, wenn online auch viele Menschen ihre Kameras ausgeschaltet haben. Was aber die Themen und die Abstimmungen angeht, bin ich sehr froh, dass wir – auch wenn wir nicht alles geschafft haben – trotzdem schon so viele großartige Dinge abgestimmt haben. Es sind natürlich noch keine finalen Abstimmungen, sondern erst die erste Lesung.
Frage: Sie haben ja nicht in einem Synodalforum mitgearbeitet, sondern sind Mitglied in der Synodalversammlung. Wie haben Sie sich auf die Versammlung vorbereitet und wie haben Sie sich in der Zwischenzeit mit dem Synodalen Weg beschäftigt?
Geskes: Richtig, ich bin in keinem Forum, sondern "nur" Mitglied der Synodalversammlung. Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich schwierig, mich inhaltlich darauf vorzubereiten. Es war mir nicht möglich, alle Texte, die eingereicht wurden, zu lesen. Es waren sehr viele und sehr lange Texte und der Synodale Weg ist nicht mein Hauptberuf. Ich war im Praxissemester, habe nebenbei gearbeitet und einen Umzug gestemmt. Daher konnte ich die Texte nur überfliegen und ich habe auf die Expertise von vielen Menschen gehofft und mich mit anderen ausgetauscht und Expertisen eingeholt.
Frage: Bei der Auswertung der Änderungsanträge an den Texten fällt auf, dass nur fünf Personen aus der Gruppe der Unter-Dreißigjährigen Anträge eingebracht haben. Woran liegt es, dass das so wenige waren?
Geskes: Gerade bei den Kommentierungen hatte ich nicht die Zeit und nicht die Muße dazu, mitzukommentieren. Und ich glaube, das ging vielen anderen auch so. Das liegt nicht daran, dass wir nicht willig gewesen wären, sondern einfach daran, dass das quasi unsere Freizeit ist, die wir hier gerade hergeben und im normalen Alltag nicht so viel Zeit dafür ist.
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Frage: Durch die Abreise vieler Synodaler war die Versammlung am Samstagnachmittag allerdings nicht mehr beschlussfähig. Bischof Georg Bätzing hat nach dem Abbruch gesagt: "Hier muss eine Priorität hineinkommen." Wie bewerten Sie das?
Geskes: Ich finde es ehrlich gesagt unfassbar, dass es am Ende daran gescheitert ist, dass fünf Menschen zu wenig da waren, um beschlussfähig zu sein. Der Termin und auch der Endzeitpunkt der Synodalversammlung war lange genug vorher klar und dann sollte man so planen, dass man auch bis zum Ende dabei sein kann. Desweiteren kritisiere ich auch die Überprüfung der Beschlussfähigkeit der anwesenden Stimmberechtigten. Statt zu zählen, wie viele beschlussfähige Menschen im Raum sitzen, wurde darum gebeten, auf das Abstimmgerät zu drücken, wenn man da ist. Ich kann mir vorstellen, dass deswegen aus verschiedenen Gründen möglicherweise nicht alle anwesenden Personen gezählt werden konnten. Beim nächsten Mal sollte auf jeden Fall eine zuverlässigere Methode gewählt werden.
Frage: Sie sind 22 Jahre alt. Wie reagieren Ihre Freundinnen und Freunde darauf, wenn Sie mit ihnen darüber sprechen, dass Sie sich beim Synodalen Weg engagieren?
Geskes: Ich bin Diözesanvorsitzende in einem katholischen Jugendverband und die meisten meiner Freundinnen und Freunde engagieren sich auch in Jugendverbänden oder ich kenne sie daher. Das heißt, für sie ist der Synodale Weg auf jeden Fall kein Fremdwort und ich glaube, viele sehen darin schon eine Chance und unterstützen mich eher darin, dass ich beim Synodalen Weg dabei sein kann und ich bekomme viel Support und Unterstützung durch meine Familie aber auch durch meine Freundinnen und Freunde. Für alle ist absolut klar, dass ich in der Kirche unbedingt etwas ändern muss. Deswegen sind alle froh und vielleicht auch stolz, dass ich am Synodalen Weg teilnehme.
Frage: In einem katholisch.de-Interview haben Sie im Februar gesagt, dass Sie im Kopf schon Ihren Antrag zum Kirchenaustritt formuliert haben für den Fall, dass es beim Synodalen Weg keine Reformen gibt. Sind Sie dieser Überlegung eher näher gekommen oder ist sie eher weiter weggerückt?
Geskes: Tatsächlich habe ich in den letzten Wochen und Monaten nicht so viel darüber nachgedacht und das nicht so sehr an mich herangelassen. Ich habe in einem Praktikum vor Kurzem sehr viele positive Erfahrungen mit Kirche gemacht. Vorher hatte ich auch viele positive Erfahrungen, aber das hat mich noch einmal bestärkt, dass ich auch außerhalb von Jugendverbandsstrukturen in Gemeinden und Kirchen das Gefühl hatte: Da tut sich gerade etwas, und es wird darüber gesprochen, dass es Veränderungen braucht. Das tat irgendwie gut und dadurch ist das Thema Kirchenaustritt für mich auch ein bisschen in den Hintergrund gerückt. Aber ich würde nicht sagen, dass das gar kein Thema mehr für mich ist.