Sorge, dass die Debatten "etwas kaputt machen, was Heimat ist"

Dogmatikerin Knop: Ostdeutsche Katholiken fremdeln mit Synodalem Weg

Veröffentlicht am 15.10.2021 um 15:12 Uhr – Lesedauer: 

Magdeburg ‐ Ostdeutsche Kirchenmitglieder haben mit dem Synodalen Weg mehr Schwierigkeiten als westdeutsche: Theologin Julia Knop macht dafür gleich mehrere Gründe aus. Ministerpräsident Reiner Haseloff sieht indes in der Ost-Kirche ein Modell für den Westen.

  • Teilen:

Der Synodale Weg ist im Osten Deutschlands nach Einschätzung der Erfurter Theologin Julia Knop weniger verankert als im Westen. Ostdeutsche Kirchenmitglieder "fremdeln" mit dem Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, wie Knop am Freitag in Magdeburg sagte. Bei der Jahresversammlung der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP) äußerte die Dogmatikprofessorin die Vermutung, Grund dafür sei deren Sorge, dass die kirchenkritischen Debatten des Synodalen Wegs "etwas kaputt machen, was Heimat ist". Als solche hätten sie ihre Gemeinden in der kirchenfeindlichen DDR nachhaltig erlebt.

Ein weiterer Grund für Distanz zu dem Reformdialog sei die Auffassung, dass Strukturänderungen nicht notwendig seien, "um in der Kirche gut leben zu können", erklärte Knop. Auch sei es eine "Scheu, innerkirchliche Krisen wahrnehmen zu wollen". Die Theologin sagte zugleich, dass die Initiative zum Synodalen Weg aus dem Westen Deutschlands komme und stark vom Verbandskatholizismus geprägt sei, der im Osten weniger vertreten sei. Unter anderem über die katholischen Jugendorganisationen könnten aber auch Ostdeutsche den Reformdialog mitbeeinflussen.

Haseloff: Kirche kann aus Erfahrungen in Ostdeutschland lernen

Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, hatte zuvor die katholische Kirche in Ostdeutschland als Modell für die kirchliche Entwicklung in der Bundesrepublik bezeichnet. Die Katholikinnen und Katholiken in den östlichen Bundesländern hätten durch ihre kirchliche Erfahrung seit frühen DDR-Zeiten ein Selbstbewusstsein als produktive Minderheit, betonte Haseloff in einem Grußwort. Sie schauten nicht schmerzlich auf Vergangenes zurück, sondern seien auch als Minderheit in der Gesellschaft präsent und leisteten wichtige Dienste.

Unter dem Motto "Christen als schöpferische Minderheit" tagen rund 60 Medienvertreter der GKP bis Samstag in der Landeshauptstadt. Wegen einer Verpflichtung des Ministerpräsidenten im Landtag wurde das schriftliche Grußwort bei der Jahrestagung verlesen.

Für die Zukunft der Kirche in Deutschland werde entscheidend sein, dass es gemeinsam gelinge,"den Spagat zwischen ständiger Erneuerung und Erhalt der Einheit mit Rom und der Weltkirche" weiter sicherzustellen. Strukturfragen seien dabei nachrangig, wenn es nicht gelinge, die Plausibilität des christlichen Glaubens grundsätzlich vermittlungsfähig zu halten. "Die gesellschaftlichen Entwicklungen in Ostdeutschland im letzten Jahrhundert zeigten aber auch an den Umbrüchen der Zeit der friedlichen Revolution 1989/90, dass die Geschichte offen ist und aus kleinen Senfkörnern und etwas Sauerteig große Veränderungen zum Besseren möglich sind", so der CDU-Politiker.

Haseloff würdigte auch die Arbeit der Journalistinnen und Journalisten. Es sei wichtig, auch in einer säkularer werdenden Welt über religiöse Themen zu berichten und dabei auch zur Aufarbeitung kirchlicher Missstände beizutragen. (tmg/KNA)