Dogmatiker Hoping: 2G-Gottesdienste stigmatisieren Nichtgeimpfte
Der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping hat die Planung von 2G-Gottesdiensten im Advent und an Weihnachten kritisiert. Einige Diözesen würden sich an "der sozialen Separation von Geimpften und Nichtgeimpften beteiligen", schreibt Hoping in einem Gastkommentar für die "Tagespost" (Dienstag). "An Weihnachten 2G-Gottesdienste anzubieten, damit mehr Personen an ihnen teilnehmen können, macht deutlich, wohin das Modell der Servicekirche unter Pandemiebedingungen führt, werden die Gottesdiensten doch auch von zahlreichen 'Weihnachtschristen' besucht, die man in der Kirche nur an Heiligabend oder in der Christmette antrifft." Teilnehmer an solchen Gottesdiensten könnten sich allerdings nicht sicher sein, nicht sich selbst oder andere zu infizieren.
Nichtgeimpfte haben es nach Ansicht Hopings darüber hinaus derzeit gesellschaftlich schwer. "Die Daumenschrauben werden immer weiter angezogen, und das ist politisch so gewollt." Die Personen würden "wie Schwerverbrecher an den Pranger gestellt", man werfe ihnen vor, "unsolidarisch bzw. nicht patriotisch genug" zu sein, und belege sie mit dem Vorwurf, "die Gesellschaft zu tyrannisieren", kritisiert der Theologe.
Diffuse Ängste oder fehlendes Vertrauen
"Leider beteiligen sich auch einige Bischöfe inzwischen am Bashing von Nichtgeimpften: Wer sich nicht impfen lasse, obwohl er es könnte, sei ignorant und es mangele ihm an der christlichen Nächstenliebe, die Geimpfte aufbringen." Oft würden allerdings diffuse Ängste oder fehlendes Vertrauen in Politik oder Wissenschaft die Menschen zögern lassen.
Nichts spreche dagegen, dass Bischöfe öffentlich für die Impfung werben. "Doch statt Nichtgeimpfte moralisch zu diskreditieren oder liturgisch auszugrenzen, sollten Bischöfe überlegen, was sie tun können, um Impfskeptiker zu überzeugen", fordert Hoping. "Nicht alle, die sich bislang gegen eine Impfung entschieden haben, sind radikalisierte Impfgegner, die Verschwörungstheorien anhängen." (cbr)